Mit Shiva haben die Yogis dieser Welt nicht unbedingt den langweiligsten Schutzpatron am indischen Götterhimmel. Shiva ist der höchste Herr aller Wesen und der große Asket. Besonders im Westen wird er als der Zerstörer dargestellt. Andererseits zeigt er sich als Heilbringer aber auch freundlich gestimmt. Das Asana ‚Der Tänzer‘ (Natarajasana) vereint diese Aspekte.
Im Tanz zerstört Shiva die Unwissenheit und das Universum und schafft es wieder neu. Geht es nicht im Yoga genau um diese Erkenntnis? Nur wenn wir es schaffen, dass auch „Zerstörung“ Teil des Lebens ist, ist eine innerliche Zufriedenheit möglich. All dies kann sich in der Yogapraxis auf einer Matte abspielen.
Bei dem Tänzer handelt es sich um eine Balanceposition auf einem Bein, bei dem alle tiefen Rückenmuskeln sehr aktiv sind. Nicht verzweifeln, falls das Asana nicht gleich beim ersten Mal gelingt. Am besten auf einer festen Unterlage üben und mit jenem Bein als Standbein beginnen, auf dem du dich wohler fühlst.
Wirkung
Kaum verwunderlich, dass das nach Shiva benannte Asana ebenso viele Wirkungen hat, wie die Gottheit selbst. Die vielseitigen Aspekte dieser Übung:
- Muskeln der Füße und Beine werden gestärkt
- Brustmuskulatur wird intensiv gedehnt
- Kreislauf wird angeregt (erwärmend)
- die rumpfaufrichtende Muskulatur wird gestärkt
- Konzentrationsfähigkeit und Balance werden verbessert.
Die Vorbereitung
- Verlagere im aufrechten Stand dein Gewicht auf das linke Bein. Atme dabei (immer durch die Nase atmen) ein.
- Umfasse beim Ausatmen das Knie des rechten Beins. Führe dabei Stirn und Knie zusammen.
- Bewege in der Atemleere das Bein nach hinten zum Gesäß. Das Bein ist abgewinkelt. Halte es mit beiden Händen am Knöchel oder am Fußrücken. Deine Knie befinden sich auf gleicher Höhe.
- Atme tief ein. Lassen Sie deine Schultern dabei sinken und ziehe diese nach unten.
- Bewege in der Atemfülle dein Bein wieder nach vorne und führe ausatmend Kinn und Stirn zusammen. (siehe Punkt 2 oben)
Führe diese Sequenz mindestens drei Mal durch. Danach wird das rechte Bein wieder am Boden aufgestellt. Spüre nach und wiederhole dann die Übung mit dem rechten Bein als Standbein.
Die Ausführung
- Du beginnst in der Bergstellung (Tadasana). Dabei handelt es sich um eine aufrechte Körperhaltung mit hüftbreitem Stand. Die Hände hängen seitlich vom Körper. Finde dabei die vier Ecken deines Fußes und verwurzle dich gedanklich im Boden.
- Bringe dein Gewicht auf das linke Bein.
- Sobald du stabil stehst, bringst du deinen rechten Fuß nach hinten, drehst die rechte Handfläche nach außen und greifst die große Zehe (oder den Fußrücken) deines rechten Fußes.
- Hebe deine rechte Hand senkrecht nach oben.
- Hebe das hintere Bein höher – bis der Oberschenkel parallel zum Boden ist.
- Rotiere nun deine rechte Schulter auswärts. Der Ellenbogen soll nach oben zeigen.
- Du kannst deine linke Hand zusätzlich zum rechten Fuß führen.
- Halte diese Position fünf bis acht Atemzüge. Dabei presst du den Fuß nach hinten und oben. Die Brust ist nach vorne geöffnet.
- Komme langsam aus der Position und übe mit dem anderen Bein.
Klingt zu schwierig? Hier noch ein Video zur Veranschaulichung der Übung:
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