Faszination Bindegewebe: Viele Jahre hatten Faszien den Stempel als starres Füllmaterial im Körper. Faszien sind aber viel mehr – sie leben, verändern sich und bringen neue Erklärungsansätze gegen Rückenschmerzen und das Feindbild der Frau, der Orangenhaut. Nicht nur die Theorie ändert sich, auch die Praxis. Verdickte oder verfilzte Faszien können mit Yoga wieder biegsam und locker werden. Was Faszien eigentlich sind und was sie mit dem australischen Känguru zu tun haben, erfährt man in den nächsten Zeilen. Ein Artikel, der unter die Haut geht.
Gewaltige Sprünge – bis zu 12 Meter springt das australische rote Känguru, als hätte es eingebaute Sprungfedern. Wie das diese Tiere anstellen, fragten sich bereits die Aborigines. Schließlich bedeutet das Wort „Kangaroo“ übersetzt so viel wie „ich verstehe nicht“. Heute weiß man mehr. Die erstaunlichen Sprünge sind durch das Aufspannen und Loslassen der Sehnen und Faszien in den Beinen möglich – muskuläre Energie wird dabei kaum verbraucht. Die Gazelle macht das im Übrigen ganuso. Wir Menschen haben diese Fähigkeit leider verlernt. Es gibt aber noch ein Naturvolk, das täglich bis zu hundert Kilometer mit dieser Vorgehensweise zurücklegt. Verschleißerscheinungen in den Gelenken kennt dieses Volk nicht. Faszi(e)nierend oder? Gewaltige Sprünge macht auch die Wissenschaft, wenn es um das Thema Faszien geht.
Was sind Faszien
Faszien sind überall: Jeder Muskel, jedes Organ, jeder Knochen und sogar unsere Blutgefäße im Körper sind von Fasziengewebe umhüllt. Faszien durchziehen unseren ganzen Körper und sorgen dafür, dass die einzelnen Teile in unserem Körper zusammengefügt werden. Diesem gigantische Netzwerk unter der Haut wurde lange keine Beachtung geschenkt. Wie die weiß gelblichen Fasern einer Orange wurden sie im Anatomieunterricht weggeschält. Heute hat man die Möglichkeit durch dreidmensionale Modellierung das Fasziengewebe zu visualisieren – und zu quantifizieren. Denn erst seit sechs bis zehn Jahren gibt es einen Ultraschall in Zehntel-Millimeter-Auflösung. Die Rückenfaszie ist 1 bis 1,5 Milimeter dick. Ist sie verdickt, kann dies der Grund für chronische Rückenschmerzen sein.
Faszienyoga – der Schlüssel gegen Rückenschmerzen?
„Ein gesundes Bindegewebe ist biegsam wie Bambus, reißfeist wie ein Zugseil aus Seide und ermöglicht federnde Bewegungen wie Gazellen.“, beschreibt Dr. Robert Schleip, Faszienforscher an der Universität Ulm gesundes Bindegewebe. Erreichen kann man dies durch eine langsame Faszienpflege à la Yoga. Wenn man zum Beispiel die Wade oder Plantarfaszie dehnt, hat dies über myofasziale Ketten Einfluss auf den Rücken und die Hüftbeuger. Das ist ein spannender Ansatz – waren doch bisher die Knochen, Bandscheiben und Muskeln haupverdächtig bei Rückenschmerzen. Forschungsergebnisse zeigen aber, dass fehlende Kraft, Elastizität und kleine Risse sowie Verfilzungen und Verhärtungen im Bindegewebe chronische Rückenschmerzen auslösen können.
Faszientraining hält jung
Neueste Erkentnisse zeigen zudem, dass unsere Beweglichkeit nicht nur von unseren Muskelfasern, sondern auch von den Faszien abhängt. Die allgemein beklagte Alterssteifheit ist dabei ein Resultat verfilzter Kollagen-Fasernetze.
- Jugendliche Faszien sind scherengitterartig angeordnet. Die einzelnen Kollagenfasern sind gewellt und daher nicht so anfällig für Verletzungen.
- Bei älteren Leuten und Stubenhockern sind die Faszien verfilzt und haben keine Wellungen.
Wer jung bleiben will, tut also gut daran sein Lebensnetz zu stärken. Wenn jemand gezielt und regelmäßig Faszientraining macht, bildet sich dieses kollagene Gewebe wieder neu. Dabei spielt das achtsame Spüren eine wesentliche Rolle sowie ein „bremsen“ und „beschleunigen“ in der Übung. Boxen und lockeres Gehen laden die Faszie auf. Mit diesem Video kann man in das Faszientraininig hinein schnuppern. Viel Spaß.
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Hallo
wirklich ein sehr sehr schöner Artikel. Und ja ich bin selbst begeister von Training mit Faszien Rollen. Ich litt sehr lange unter Nackenschmerzen und habe diese schließlich nur mit meine Blackroll wieder los gebracht.
Tolle Seite lädt ein zum Wiederholungstäter zu werden ;o)
lg Stefan