„In meinem Leben gab es viele Katastrophen, manche davon sind sogar tatsächlich passiert“, dieses Zitat von Mark Twain hatte ich im Kopf, als ich das Buch „Gedanken als Medizin“ von Dr. Marcus Täuber in meinem Postfach vorfand. Für unseren Körper macht es keinen Unterschied, ob wir eine Situation tatsächlich durchleben oder diese nur im Kopf stattfindet. Viele psychologische Experimente bestätigen das, wie mir das neue Werk von Dr. Täuber später verraten sollte. Hier macht sich ein neues medizinisches Feld auf, das Mut macht, selbst für seine Gesundheit einzustehen. In seinem neuen Buch „Gedanken als Medizin. Wie Sie mit Erkenntnissen der Hirnforschung die mentale Selbstheilung aktivieren“, will Dr. Marcus Täuber dieses Wissen unter die Menschen bringen. Für gesundheit-blog.at stand er Rede und Antwort zum Thema Körper-Geist-Verbindung.
Herr Dr. Täuber, was hat Sie inspiriert dieses Buch zu schreiben?

In meiner Arbeit mit medizinischen Studien war ich immer wieder mit dem Placebo-Effekt konfrontiert. Wie viele dachte ich zunächst, er beruhe auf reiner Einbildung. Als ich sah, dass dahinter messbare physiologische Veränderungen stecken, habe ich ihn als unspezifische Entspannungsreaktion abgetan. Seit 2007 kamen immer mehr Ergebnisse aus den USA, die zeigen: Dahinter steckt mehr. Unser Denken wirkt spezifisch auf unseren Körper.
Mich hat das dermaßen fasziniert, dass ich begann, Ausbildungen zu machen. In Hypnose, Mentaltraining, Meditation. Als zu meinen körperlichen Beschwerden wie Allergien, Reizdarm, Restless Legs, Rückenbeschwerden auch noch ein Tinnitus kam, war es an der Zeit. Ich begann an mir selbst zu experimentieren und fand für mich den Schlüssel zu mehr Gesundheit. Dieses Wissen möchte ich teilen.
Die Hirnforschung zeigt, dass Gedanken medizinisch wirken. Wie kann das erklärt werden?
Unser Gehirn ist eine Art innere Apotheke. Es produziert Stoffe, die Immunsystem, Entzündungen, Hormone und glatte Muskulatur beeinflussen. Zum Teil sind diese Mechanismen angeboren, zum Teil aber auch erlernt. Wenn wir mehrmals eine kleine weiße Tablette gegen Schmerzen bekommen und sie hilft, kann dieser schmerzlindernde Effekt auch durch eine kleine weiße Zuckerpille ausgelöst werden. Mit einem besseren Verständnis dieser Zusammenhänge bekommen wir ein wirkungsvolles Werkzeug für Selbstheilung an die Hand.
Können wir mit der Kraft der Gedanken sogar schwere Krankheiten wie Krebs besiegen?
Der wissenschaftliche Beweis steht dazu noch aus. Was wir wissen ist, dass wir mit dem richtigen Mindset und inneren Bildern die Nebenwirkung der Chemotherapie mildern und die Lebensqualität von Betroffenen steigern können. Davon unabhängig gibt es Fallberichte, die zeigen, dass selbst ein Krebs im Endstadium sich noch zurückbilden kann. Menschen, denen das gelingt, zeichnen sich häufig durch ein hohes Maß an mentaler Stärke aus.
Welche Rolle spielen dabei die eigenen Glaubenssätze?
Glaubenssätze bringen auf sprachlicher Ebene zum Ausdruck, welche Erwartungen und Überzeugungen uns auch körperlich prägen. Für unsere Gesundheit spielt die Selbstwirksamkeitsüberzeugung und ein Gefühl von Unabhängigkeit im Kopf eine entscheidende Rolle. Fühle ich mich als Opfer oder als Gestalter meines Lebens – dieser Unterschied im Denken ist für unsere Lebenserwartung höchst bedeutsam. Der Unterschied an Lebensjahren ist ähnlich deutlich wie zwischen Kettenrauchern und Nichtrauchern.
Und Emotionen?
Vielleicht fragen sich manche, warum das Buch nicht „Emotionen als Medizin“ heißt. Denn: Emotionen sind es, die sich körperlich auswirken. Allerdings sind sie nicht direkt willentlich greifbar. Ich kann nicht auf Befehl ängstlich, traurig oder fröhlich sein. Indem ich aber an etwas angsteinflößendes, trauriges oder fröhliches denke, diese Bilder im Kopf intensiviere, kann ich diese Emotionen auslösen. Daher sind Gedanken für mich der Weg, mit dem wir Emotionen beeinflussen, um dann wiederum körperliche Reaktionen zu steuern.
Welche mentalen Techniken können Sie unseren Lesern empfehlen, um positiv auf die eigene Gesundheit einzuwirken?
Echte Entspannung praktizieren. Entspannung ist nicht, am Sofa vorm Fernseher zu lümmeln. Die wahrscheinlich tiefste Form der Erholung bietet die Meditation. Sich einfach hinsetzen, zur Ruhe kommen, und das eigene Ein- und Ausatmen beobachten.
Als ich Tinnitus bekam, war meine erste Reaktion auch davon geprägt, da mal genauer hinzuhören, es sofort loswerden zu wollen, sich darüber zu ärgern und die Angst zu entwickeln: „Was ist, wenn das nicht mehr weggeht?“ Daraus entsteht Anspannung, die das Problem nur noch stärker fixiert.
Besser und diesen Weg bin ich dann gegangen: Kurz mal den Tinnitus beobachten. Ohne zu bewerten oder etwas verändern zu wollen. Unser Gehirn kommt in den Zustimmungsmodus, in eine Haltung der Akzeptanz. Akzeptanz ist die Voraussetzung für wirksame Veränderung.
Ich habe mir vorgestellt, wie mein Ohr der Lautsprecher einer Stereoanlage ist, und wie ich an dieser Stereoanlage die Lautstärke immer mehr nach unten drehe, bis ich das Gerät ganz abschalte und sogar den Stecker ziehe. Und plötzlich, wurde es auch um den Tinnitus still. Er kam wieder – ich habe die Übung wiederholt. Er kam nochmal – ich habe die Übung wiederholt. Jedes Mal, als er kam, war er ein wenig leiser, kraftloser und verschwand auch schneller. Bis er irgendwann ganz ausblieb.
Wir denken zwischen 60.000 und 90.000 Gedanken am Tag. Die Meisten davon unbewusst und automatisch. Wie können wir dieses Grundrauschen im Kopf beeinflussen, um insgesamt positiver durchs Leben zu gehen? Wäre es nicht sogar besser weniger zu denken?
Ob das Grundrauschen unsere Gedanken positiv oder negativ geformt ist, ergibt sich aus unserer Grundstimmung. Und diese wiederum wird durch unser Denken beeinflusst. Es geht darum, aus dem Teufelskreislauf von Ängsten, Sorgen und Zweifeln auszubrechen und die Anspannung im Kopf loszulassen.
Die gute Nachricht aus der Hirnforschung: Wir können unsere Gedanken kontrollieren. Der oberste Bereich unseres Stirnhirns entscheidet, welchen Gedanken wir Aufmerksamkeit widmen.
Mehr noch: Wir können auch das Rauschen unterbrechen – eine Pause setzen, in der sich Geist und Körper tiefgreifend erholen. Das ist die Macht der Meditation. Ein erstaunliches Ergebnis meiner Arbeiten für das Buch: Meditation schlägt in ihrer Wirkung klassische Entspannungstechniken wie die progressive Muskelentspannung um Längen.
Wer nun meditieren möchte, sollte es entspannt anzugehen. Viele sagen zu Beginn „Ich kann nicht meditieren“, weil sie den hohen Anspruch haben, sie müssen jetzt an nichts denken. Wenn ich aber unverkrampft mit meinem Fokus beim Atmen bin, oder in den Körper hineinspüre, so geht es halt im Moment geht, stoppen die Gedanken irgendwann ganz von selbst.
In „Gedanken als Medizin“ stellen Sie die „GAM-Meditation“ zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte vor. Was steckt hinter dieser Meditationstechnik? (Anm. Redaktion: GAM steht für „Gedanken als Medizin“)
Die GAM-Meditation basiert auf dem Prinzip: Zuerst Akzeptanz, dann Lösung. Es verbindet Entspannung, Visualisierung und Suggestionen. Wenn Sie so wollen, das Beste aus drei Welten: Meditation, Mentaltraining und Selbsthypnose.
Nehmen wir das Beispiel Knieschmerz. Wenn wir uns über den Schmerz im Knie ärgern, stärken wir ihn. Ein Problem wie Schmerz führt zu Anspannung, Anspannung erhöht den Schmerz. Ein Teufelskreislauf. Wenn wir den Schmerz dagegen akzeptieren, geht die Anspannung zurück. Mental, emotional und körperlich. Und wir schaffen Raum, um dann das Gehirn mit Bildern auf Schmerzfreiheit programmieren.
In der Praxis kann eine solche mentale Erfolgsstrategie so aussehen: Sie beschreiben Ihren Schmerz: Größe, Form, Temperatur, und geben ihn intuitiv eine Farbe. Zum Beispiel dunkelrot. Durch diesen Teil der GAM-Meditation kommt Ihr Gehirn in den Akzeptanzmodus. Dann können Sie die Schmerzstelle im Kopf neugestalten. Sie malen zum Beispiel weiße Farbe drüber, und stellen sich vor, dass diese wie eine Salbe durch die Haut ins Gewebe einzieht. Sie werden bemerken, wie sich alles entspannt, und ein neues Gefühl breitmacht.
Dasselbe Prinzip können wir für alles nutzen – auch Allergien beispielsweise. Wichtig: Diese Technik ersetzt keine ärztliche Diagnose oder Therapie. Sie ist zusätzlich eine Hilfe zur Selbsthilfe, um den Teufelskreislauf aus Problem und Anspannung zu durchbrechen.
Übrigens, ein interessantes Detail am Rande: Der Schmerz sitzt nie im Knie. Der Körper gibt nur das Signal ans Gehirn, dass da was nicht in Ordnung ist. Der Rest wird im Gehirn konstruiert. Und wenn das Problem im Kopf sitzt, warum nicht auch die Lösung?
Was denken Sie, wann werden mentale Techniken endlich Einzug in das westliche Medizinsystem erhalten?
Das ist tatsächlich meine Vision: Ganz nach dem Prinzip „Doppelt heilt besser“ sollte jeder Patient nicht nur von den Errungenschaften der modernen Medizin profitieren, sondern auch mentale Techniken, mit denen er selbst trainiert, gleichsam mitverschrieben bekommen.
Das Thema boomt, und mentales Training ist drauf und dran alle Bereiche des Lebens zu erobern. Skandinavien oder die USA machen es vor. Was den Siegeszug hier verzögert, sind pseudowissenschaftliche Konzepte und stark esoterische Ausrichtungen. Als Teil meiner Vision habe ich deshalb Ausbildungen ins Leben gerufen, die hohe wissenschaftliche Standards setzen.
Im Elisabethanischen Zeitalter war es übrigens Mode, sich die Zähne schwärzen zu lassen. Hintergrund: Alle wollten so sein wie ihre Königin. Queen Elizabeth I. liebte Süßigkeiten und hatte komplett verfaulte Zähne. Für den Normalbürger war Zucker aber unerschwinglich. Heute sind gepflegte Zähne das A und O. Seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts sind Zahnbürsten für jedermann verfügbar. Ich bin mir sicher: Das „mentale Zähneputzen“ aus Meditation und Visualisierung wird ebenso Teil unserer täglichen Hygiene wie das Zähneputzen selbst.
Vielen Dank für Ihre wertvolle Arbeit!
Wer nun neugierig ist: Das Buch von Dr. Marcus Täuber ist bereits ein Amazon Bestseller und gibt es eben dort zu erwerben. Ich habe „Gedanken als Medizin“ in nur wenigen Tagen ausgelesen und es geht nun in die zweite Runde. Ich finde das Buch sehr lesenswert für alle Menschen, die ihre Gesundheit selbst in die Hand nehmen wollen aber auch für Therapeuten, die mentale Lösungsansätze in ihr Arbeiten integrieren wollen.