Hanf gilt als einer der ältesten Heilstoffe, die in der Medizin bekannt sind. Seit einigen Jahren entdeckt die moderne Schulmedizin Cannabis als neues Wundermittel für ganz verschiedene Beschwerden. Während in Deutschland eine Cannabislegalisierung zu Genusszwecken von der dortigen Regierung massiv vorangetrieben wird, sieht die österreichische Gesetzgebung anderes vor. Hierzulande ist Cannabis zu reinen Genusszwecken verboten, eine Änderung der Rechtslage wird seitens Österreichs nicht angestrebt.
Wie sich zuletzt in anonymisierten Studien aus Deutschland bestätigt hat, werden Hanf allerlei gesundheitsfördernde Wirkungsweisen nachgesagt. Zu medizinischen Zwecken sind insbesondere die verschreibungspflichtigen Arzneimittel „Sativex“ und „Dronabinol“ gut zugänglich. Im folgenden Artikel erfährst du, für welche klinischen Einsatzgebiete sich Hanf besonders gut eignet.
Die vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten von Cannabis in der Medizin auf einen Blick
Leiden Patienten an einer dauerhaften Erkrankung, ist die Therapie mit Cannabis und seinen über 100 Inhaltsstoffen meist eine sowohl kostengünstige als auch nebenwirkungsarme Alternative. Chronisch Kranke erleben zudem unter Zuhilfenahme cannabishaltiger Medikamente eine Steigerung der Lebensqualität im Alltag. Cannabis wird in der Medizin eingesetzt, um:
- den Appetit anzuregen und die Ernährung zu fördern, begleitend bei einer Chemotherapie (bei Krebs)
- Nahrungsaufnahme und Lebensbedingungen zu verbessern bei Autoimmunerkrankungen (beispielsweise Aids)
- Schmerzen und Krämpfe abzumildern bei neurologischen Beeinträchtigungen (zum Beispiel Multiple Sklerose / MS)
- spastische Muskelverkrampfungen zu lösen oder die Schubhäufigkeit chronisch Kranker abzudämpfen
- anhaltende Schlafprobleme ohne Chemie in den Griff zu bekommen
Hanf wirkt gegen Schmerzen und kann das Nervensystem beruhigen. Diese Eigenschaften machen außerdem eine Therapie bei psychischen Erkrankungen denkbar. Aufgrund des vergleichsweise hohen Suchtpotenzials stehen der modernen Psychotherapie aber andere Arzneimittel zur Auswahl, die nicht abhängig machen. Erst wenn diese nicht die gewünschte Wirksamkeit zeigen, oder um Neben- wie auch Wechselwirkungen zu vermeiden, kommt dann Cannabis als medizinischer Therapieansatz infrage.
Schwermütig durch den Winter: Wann ist die Einnahme von Cannabismedikamenten sinnvoll?
Cannabis hebt die Stimmung bereits wenige Minuten nach der Einnahme. Hierfür gibt es verschiedene Arten, die sich für den medizinischen Einsatz besser oder schlechter eignen. Raucher konsumieren Cannabisblüten direkt über einen Vaporisator, den es zu kaufen oder in Apotheken auszuleihen gibt. Der Vorteil gegenüber einer Haschzigarette besteht darin, dass der Organismus nicht mit dem Nervengift Nikotin belastet wird. Wer nicht raucht oder sich einen schwächeren Wirkungseintritt wünscht, greift vermehrt zur Hanf-Tablette.
Cannabis lässt sich medizinisch überaus flexibel an ein individuelles Krankheitsbild anpassen. Daher ist es üblich, sich die beste Dosierung direkt vom Apotheker anmischen zu lassen. Bei einem Cannabisauszug in Öl oder Alkohol kann es zu Wirkstoffverlusten führen im Vergleich zu frischen Cannabisblüten. Diese Hanf-Medikamente sind daher teurer.
Ob es in Österreich möglich ist, Cannabis auf Rezept gegen den Winter-Blues verordnet zu bekommen, richtet sich nach der Gesamtdiagnostik vom Arzt. Treten gleichzeitig zur depressiven Verstimmung noch weitere belastende Symptome auf, wird das Rezept meist zügig ausgestellt. Eine alternative Behandlungsform mit pharmazeutischen Arzneimitteln kann ein Hausarzt zwar anbieten, diese muss vom Patienten aber nicht akzeptiert werden. Begründet sich die Hanftherapie mit bekannten Unverträglichkeiten gegen chemisch im Labor hergestellte Medikamente, kann eine Behandlung mit Cannabis zudem bevorzugt werden. Für die Wirksamkeit von Hanf ist es beim medizinischen Einsatz notwendig, dass sich die Symptomatik überhaupt durch die Einnahme von Cannabis therapieren lässt.
Diese Ärzte dürfen in Österreich Cannabis verordnen
Aufgrund der breit aufgestellten Anwendungsgebiete von Hanf dürfen alle Hausärzte in Österreich Cannabis verschreiben. Auch spezialisierte Fachärzte stellen ein Rezept für Cannabismittel aus, sofern der Naturstoff für eine Linderung der jeweiligen Beschwerden indiziert ist. In Deutschland müssen Patienten ihre Cannabistherapie selbst finanzieren. Die dortigen Krankenkassen prüfen seit 2017 die Wirksamkeit von Cannabis in der medizinischen Anwendung.
Erst nach Abschluss der Auswertung aller gesammelten Einzelergebnisse könnten die deutschen Krankenkassen dann eine Behandlung mit Hanf übernehmen. Österreich ist da viel fortschrittlicher! Die hiesigen Krankenkassen übernehmen die alternative Behandlung mit Cannabis in voller Höhe, sofern sich für Betroffene eine Besserung der Erkrankung ergeben kann. Vorrangig werden in ganz Österreich die eingangs bereits erwähnten Cannabismedikamente verordnet.
Die Höhe der Dosierung richtet sich nach der Schwere der Erkrankung und kann jederzeit individuell angepasst werden. Eine Abgabe von Blüten oder ganzen Fruchtständen ist allerdings – anders als in Deutschland – bislang in Österreich eher unüblich. Auch als Weiterbehandlung nach einem Krankenhausaufenthalt kann ein Cannabis-Rezept ausgestellt werden. In der Regel ist es für Krankenhäuser aber schwierig, Medikamente zu verordnen, die länger reichen als wenige Tage nach der Entlassung. Für eine gesicherte Weiterbehandlung sollte daher stets zeitnah der Hausarzt oder ein entsprechender Facharzt konsultiert werden.
Medizinisches Cannabis selbst anbauen in Österreich: Wie sinnvoll ist das?
Wer aufgrund akuter oder chronischer Leiden Cannabis verschrieben bekommt, darf sich auf einen gleichbleibend hohen Wirkstoffgehalt verlassen. Medizinischer Hanf wird weltweit unter strengen Kontrollen der Aufzuchtbedingungen angebaut. Das kann beim Versuch der Selbstmedikation mit Hanf keinesfalls sichergestellt werden. Schwanken die Licht- oder Wärmebedingungen, kann der Therapieerfolg beeinträchtigt sein.
Dennoch ist es in Österreich legal, Cannabis zu medizinischen Zwecken selbst anzubauen. Aus Kostengründen ist dieses Vorgehen nur wenig wirtschaftlich, da für die Monate bis zur einmaligen Ernte einer Cannabispflanze viel Zeit, Geld für teurer Equipment sowie eine übermäßig hohe Energieversorgung eingeplant werden müssen. Viel einfacher und billiger ist es, CBD-Mittel am nächsten Automaten zu kaufen oder für das volle Hanf-Spektrum im Hanf-Shop oder direkt in der Apotheke zu fragen.
So wirken verschiedene Hanfarten auf den Körper
In reifen Cannabisblüten sind bislang über 144 unterschiedliche Cannabinoide nachgewiesen. Nur wenige dieser Inhaltsstoffe sind psychoaktiv, allen voran das bekannte THC. Wird der THC-Anteil in medizinischen Cannabismedikamenten reduziert, können diese auch vor dem Autofahren oder während der Arbeitszeit eingenommen werden. Die meisten Cannabinoide erzeugen kein Suchtgefühl, weshalb Hanf-Mittel als unbedenklich denken. Für den Erhalt der vollen Wirksamkeit kann es aber wie bei jedem Medikament nötig werden, die Dosis nach einigen Monaten der regelmäßigen Anwendung zu erhöhen.
Je nach der im Präparat enthaltenen Hanfsorte kann es nach der Anwendung zu einem belebten und allgemein angeregten Gemütszustand kommen. Dies ist gerade bei anhaltenden Schmerzzuständen eine Erleichterung für Betroffene. Andere Cannabissorten, die in der Medizin verwendet werden, wirken eher beruhigend und erzeugen eine entspannte Grundstimmung. Sie werden vorrangig bei Einschlafstörungen oder Muskelkrämpfen verschrieben. Wieder andere Gattungen wirken besonders sanft, was sich besonders günstig bei einer begleitenden Behandlung mit Cannabis erweist. Auch wenn Hanf vielerlei günstige Eigenschaften zugeschrieben werden, gibt es in Österreich derzeit kaum Erkrankungen, die ausschließlich mit Cannabis therapiert werden.