Kopfschmerzen, Regelbeschwerden, Bluthochdruck: Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) alles ein Hilfeschrei der Leber. Im Detail stehen dahinter aber verschiedene Ausprägungen – dieser Artikel soll dir einen Überblick über die Aufgaben, Symptome und Krankheitsbilder der Leber aus Sicht der TCM geben. Ausserdem erfährst du, wie du die die Leber mit Hilfe von Ernährung und Kräutern stärken kannst.
- Jahreszeit: Frühling
- Element: Holz (wird ernährt vom Wasserelement)
- Uhrzeit: 01:00 bis 03:00
- Emotion: Wut, Ärger
- Gekoppelt mit dem Organ Gallenblase (=Yang Organ; es gibt 6 Yin Organe wo auch die Leber dazu zählt. Jedes dieser Yin Organe hat seinen Partner, sein Yang Organ bzw. Hohlorgan. Hohlorgane haben die Aufgabe die Vollorgane bei der Arbeit zu unterstützen.)
Die Leber ist der Freigeist unter den Organen. Sie liebt das Kreative, will ihre Vision ausleben und sich individuell verwirklichen. Das wäre der Idealzustand. Wenn sie das nicht bekommt, reagiert sie explosiv und sensibel.
Aufgaben der Leber aus TCM-Sicht
In der TCM hat die Leber nicht so sehr Entgiftungs- und Umwandlungsfunktion wie in der westlichen Medizin. Vielmehr ist sie für die Energieverteilung im Körper zuständig. Die wichtigste Aufgabe ist das Speichern des Blutes und die Gewährleistung, dass „alles“ fließt.
Die Chinesen sagen: „Die Leber sorgt für den glatten Fluss aller Dinge. Sie verwaltet und speichert Blut.“
Aus dem Buch „Heilung der Mitte“ von Dr. med. Georg Weidinger
Die Leber wird oft als General bezeichnet, da sie das Qi hierhin und dorthin dirigiert. Die Leber ist daher die Kraft, die im Körper alle Substanzen die fließen sollen in Bewegung hält: Qi, Blut, Flüssigkeiten, Nahrung, Schleim, Hitze.
Was heißt das konkret? Die Leber fördert z.B. die Verdauung, erlaubt der Lunge das Qi abzusenken, sorgt für die Bewegung der Flüssigkeiten im Körper und der Befeuchtung der Schleimhäute. Die Leber unterstützt auch Niere und Blase bei der Flüssigkeitsumwandlung und Ausscheidung. Sie gibt dem Körper Spannkraft und versorgt die Muskeln mit Blut.
Da die Leber viel mit Blut zu tun hat, kontrolliert sie die Sehnen und zeigt sich an den Fingernägeln (die Nägel sind das Ende der Sehnen). So wird man einen Blutmangel an brüchigen oder fleckigen Fingernägeln sehen. Auch Augenprobleme sind häufig Leberprobleme da sich die Leber aus Sicht der TCM in den Augen öffnet.
Abschließend ist die Leber für den Schlaf zuständig sowie für alle Rhythmen im Körper (die Leber liebt Routinen!).
Probleme mit der Leber
Die Leistungsgesellschaft von Heute führt leider häufig zu Leber-Problemen – allen voran der Leber-Qi-Stagnation. Wie erwähnt ist die Leber ist für das freie Fließen des Qi, der Lebensenergie, verantwortlich. Zu viel Druck bringt diesen Fluss zum Erliegen. Je nachdem ob das Qi der Leber zu stark oder zu schwach ist, oder sogar stagniert, können unterschiedliche Symptomen im Körper auftreten.
Symptome, Ursachen und TCM-Therapie für die Leber
Ursachen | Symptome | Kräuter | Nahrungsmittel | |
Leber-Yin-Mangel | Chronische Überarbeitung, konstitutionelle Schwäche des Nieren- und Leber-Yin, schwerer Alkoholabusus (Schnaps) | Hitzewallungen, Nachtschweiß, Beschwerden im Wechsel, hochfrequentierter Tinnitus, Sehstörungen und Gesichtsausfälle | Vogelmiere, Mariendistel, Löwenzahn, Stiefmütterchen | gekochtes Gemüse, Eintöpfe, Gemüsesuppen, süß und saftige Kompotte, Kaffee und scharfes Essen sowie Brot reduzieren |
Leber-Yang-Mangel | Kälte von Außen, zu viele abkühlende Lebensmittel (z.B. Joghurt) | Schmerzen und Spannung im Unterbauch, Kältegefühl im Bereich der Genitalien, Impotenz, chron. Nebenhodenentzündung | Fenchelsamen, Anissamen, Beifuß, Kalmuswurzel, Walnussblätter | keine Rohkost oder Tiefkühlkost sowie Milchprodukte; empfehlenswert sind wärmende Nahrungsmittel wie Lamm, Ziege, Ginseng, Walnüsse, Rotwein |
Leber-Blut-Mangel | Übermäßiger Genuss scharf, warmer Lebensmittel (Ingwer, Pfeffer, Zwiebeln etc.), Blutverluste (starke Menstruation, Geburten etc.), zu stark ausleitende Therapien, Leber-Qi-Stagnation | blasse Gesichtsfarbe, trockene Lippen, trockene Haut, leichte Müdigkeit, brüchige Nägel, Spasmen, Sehnenscheidenprobleme, Nachtblindheit | Brunnenkresse, Gänsefingerkraut, Brennessel, Lungenkraut, Süßholz, Ginseng(!) | Wild, Rind, Lamm, Huhn, rote Beete, rote Rüben, Süßkartoffeln, Goji Beeren, Hirse, Beeren, Nüsse, schwarzer Sesam |
Leber-Blut-Stagnation | Operationen im Bereich des Unterbauches, gelegentlich aufgrund der Spirale, siehe auch Ursachen der Leber-Qi-Stagnation | gut lokalisierbare, stechende Schmerzen im Unterbauch und unter Rippenbögen, unregelmäßige starke Menstrationsblutungen, klumpriges Menstruationsblut, Nasenbluten, Trhombosen, Endometriose | Frauenmantel, Hirtentäschel, Ringelblume, Arnika, Schafgarbe | Blut nähren – siehe Leber-Blut-Mangel |
Leber-Qi-Stagnation | Unterdrückung von Zorn / Wut, alle Faktoren die persönliche Freiheit einschränken, Stress, Weiterentwicklung Qi-Mangel / Blut-Mangel / Blut-Stagnation etc. | PMS, Kopfschmerzen, schlechte Laune / Reizbarkeit, seitliche Kopfschmerzen, kalte Extremitäten die durch Bewegung warm werden | Pfefferminze, Baldrian, Lavendelblüten, Frauenmantel, Schafgarbe | Basmati-Reis, Dinkel, Karotten, Sellerie, Kohlrabi, Kurkuma, Sprossen, frische Kräuter |
Feuchte Hitze in der Leber | Zu viele fette und scharfe Nahrungsmittel (Wurst, Knoblauch, Zwiebel, Gegrilltes etc.), Alkohol, Leber-Qi-Stagnation | Herpes Genitalis oder Fieberblasen, seitliche Kopfschmerzen mit Übelkeit, nässende Hautkrankheiten, gelber und übelriechender Scheidenausfluss, Hepatitis (Leberentzündung), Bluthochdruck | Brennesselblätter, Löwenzahnwurzel, Birgenblätter, Ackerschachtelhalm, Hagebuttenfrüchte mit Samen | bittere Blattsalate, Brokkoli, Rettich (täglich in kleinen, rohen Mengen), Tomaten (gedünstet, ab und zu roh), grüner Tee (2 Tassen am Tag), Artischocke, Stangensellerie |
Diese Tabelle soll dir einen Überblick über die möglichen Ursachen und Symptome einer Leber-Dysbalance geben. Die Diagnose aus Sicht der TCM ist äußerst komplex und bedingt einen erfahrenen TCM-Arzt oder TCM-Therapeuten.
Leben „frei von der Leber weg“
Eine freie Leber muss gar nichts. Sie lebt im Einklang mit sich selbst. Man kann. Man darf. Aber man muss nicht! Vielleicht sollten wir uns einfach dieses Prinzip öfter zu Herzen nehmen… unserer Leber zuliebe!
Die Betrachtung der Organe aus Sicht der TCM unterscheidet sich von der westlich-medizinischen Sicht. Die Organbezeichnungen sind zwar identisch, aber man muss die Bezeichnung als Archetyp sehen da in der chinesischen Medizin wesentlicher mehr hinter den Organbezeichnungen steht. Spricht man in der TCM von der Leber, dann ist damit nicht das Organ gemeint, sondern eine Funktion.

Danke für diese informative Tabelle mit den warmen und kalten Lebensmitteln! Besonders interessant an dieser Philosophie finde ich die Kalt-Warm-Trennung, die gemacht wird. Vielleicht werde ich bei der Auswahl meiner Lebensmittel in Zukunft mal darauf achten.