An alle faulen Yogis und jene, die es werden wollen: Bei Nuad, auch passives Yoga genannt, wird man in die entsprechenden Positionen gebracht. Nuad vereint Bewegung, Dehnung, Atmung, Akkupressur und Meditation. Wer Ruhe braucht, bekommt diese. Wer einen kleinen Schubs braucht, auch. Manchmal, hebt man während der Behandlung sogar ab.
Wer kennt es nicht, das Bild eines meditierenden Yogis, der über dem Boden schwebt? Zugegeben, darum handelt es sich bei Nuad nicht. Das Gefühl schweben zu können, erfährt man jedoch auch. Wörtlich übersetzt bedeutet Nuad „heilsame Berühung“. Es ist eng verwand mit Yoga und zeichnet sich durch völlige Passivität aus. Während man also regungslos am Boden liegt, bringt der Nuad-Therapeut den Körper in verschiedene Asanas, drückt sogenannte Sen-Linien oder hebt einen empor, sodass man über dem Boden schwebt.
Yoga und Nuad haben ein ähnliches Grundgerüst und sprechen von 72.000 Energiebahnen im Körper – im Yoga unter Nadis bekannt, bei Nuad als Sen bezeichnet. Die wichtigsten drei Nadis lauten im Yoga Susumna, Ida und Pingala Nadi. Bei Nuad nennt man diese Sen Sumana, Sen Ittha und Sen Pingkhala. Ziel ist, dass die Energien im Körper gleichmäßig fließen.
In Stein gemeißeltes Wissen
Glaubt man einer Legende, hat Jivaka Kumar Bhaccha, Arzt und Freund Buddhas, das System des Nuad vor 2500 Jahren in Indien entwickelt und sich dabei an Yoga orientiert. Über einen kulturellen und religiösen Austausch mit Sri Lanka gelangte Nuad im 13. Jahrhundert schließlich nach Thailand – die traditionelle Thai Massage (Nuad Phaen Boran) wurde auf diese Weise geboren. Lange wurde dieses Wissen nur mündlich von Meister an Schüler weitergegeben. Später ließ König Rama I. die wenigen erhaltenen Fragmente als Gravuren in die Wände des buddhistischen Tempels Wat Pho in Bangkok meißeln. Heute sind diese Marmortafeln eine Touristenattraktion, aber noch immer wichtige Infoquelle für jene, die sich keine ärztliche Betreuung leisten können.
König Rama III. gründete später in Wat Po (Thailand) eine Universität für „Jedermann“, unabhängig von Herkunft und Hintergrund konnte man dort studieren. Auch heute ist Wat Po noch eine wichtige Ausbildungsstätte für Nuad. Dort wird der südliche, etwas härtere Massagestil gelehrt. Im Norden in Chiang Mai, der eher sanftere Stil.
Spielerisch ins Gleichgewicht
Das Wechselspiel zwischen Umwelt und Körper nennt man Leben. Und wie das Leben so spielt, gibt es neben einem Spieler auch immer einen Gegenspieler. So auch im Körper z.B. der Bewegungsapparat oder unser Hormon- und Nervensystem. Das macht man sich bei Nuad zunutze, um den Körper zurück ins Gleichgewicht zu bringen – dieses Bestreben nennt sich Homöostase. Wie das funktioniert? Meist werden im Alltag die Agonisten (Spieler) gefordert. Daher werden im Nuad die Antagonisten (Gegenspieler) aktiviert, um so das Gleichgewicht wieder herzustellen. Der Körper „erinnert“ sich so an Bewegungen, die nicht mehr gemacht werden.
Wirkung von Nuad Thai Yoga
Auf Basis der 72.000 Energiebahnen (Sen-Linien) im Körper kommt es zu unterschiedlichen Wirkungen von passivem Yoga bzw. Nuad:
- Linderung von Kopfschmerzen, Übelkeit, Knieproblemen, Verstopfung und Durchfall
- Anregung der Blutzirkulation und des Lymphflusses
- Stärkung des Immunsystems
- Entspannung durch tiefere Atmung wegen intensiver Druckmassagen
- Positiver Effekt auf die Beweglichkeit und dadurch Verbesserung der Körperhaltung
- Schlackstoffe aus Gelenken, Muskeln und Bindegewebe werden abtransportiert
- Stärkung der Lebensenergie (Prana) gemäß der ayurvedischen Lehre
Ablauf einer Nuad Behandlung
Der Klient liegt beim passiven Yoga in lockerer Kleidung auf einer Matratze. Die Massage beginnt an den Füßen, gefolgt von Beinen, Bauch, Armen, Rücken, Kopf und Gesicht. Der Klient wird vom Therapeuten in die Positionen gebracht – die Hände, Fingerspitzen, Ellbogen, Knie und Fußsohlen des Therapeuten sind das Werkzeug dafür. Durch Druckanwendung in Kombination mit passiver Bewegung erfahren besonders Yogübende eine Steigerung ihrer Beweglichkeit. Eine vollständige Behandlung kann bis zu 2 1/2 Stunden dauern. Wie man das Gefühl während dieser Zeit beschreiben kann? Schwerelos. Wie im siebten Himmel. Einfach entspannt.
Weiterführende Links
- Überblick mit Linktipps und Buchempfehlungen: yogaguide.at
- Detaillierter Überblick über Geschichte und Herkunft der Thai-Massage: de.wikipedia.org
- Einblick in das Buch „Nuad verstehen & richtig anwenden“ von Eva Alagoda-Coeln: books.google.at
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