Nur das beste für Mama und Kind, heißt es so schön. Die Traditionelle Chinesischen Medizin (TCM) weiß wie. TCM Expertin Adele Narath plaudert aus dem Nähkästchen, wie man die Konstitution seines ungeborenen Babys in der Schwangerschaft und später in der Stillzeit stärkt. Sie erzählt vor allem aber auch, wie die Mutter nach der Geburt wieder zu Kraft und Ausgeglichenheit findet und was man bei Schreibabys tun kan.
Liebe Adele, schön, dass du dir die Zeit nimmst, mit uns über die TCM in der Schwangerschaft und Stillzeit zu sprechen. Erzähl uns zum Einstieg doch einfach mal etwas über dich und deine Arbeit.

Für mich persönlich ist Ernährung schon lange ein besonderes Thema. Die Welt der TCM habe ich vor rund 14 Jahren kennengelernt. Damals hatte ich immer wiederkehrende chronische Nasennebenhöhlenentzündungen. Die westliche Medizin als auch die Homöopathie konnten mir nachhaltig nicht helfen. Ich hatte immer wieder sehr wenig Energie und war auch ständig krank. Aus dem Bekanntenkreis wurde mir eine TCM-Ärztin empfohlen, welche mich beim ersten Gespräch nach meinem Essverhalten befragt hat. Damit war sie die erste Ärztin bzw. Therapeutin, die das gemacht hat. Natürlich hat sich herausgestellt, dass ich mich falsch ernährt habe. Sie half mir dabei, mich gesund zu ernähren und dabei gesund zu werden und vor allem, auch gesund zu bleiben.
Das war dann der Moment, in dem ich mich entschieden habe, mir das Thema TCM näher anzusehen und diverse Lektüren dazu zu studieren. Gleichzeitig spürte ich auch den Wunsch, mich beruflich in diese Richtung zu verändern. Ich koche leidenschaftlich gerne und bin offen für neue Geschmäcker und neue Speisen.
Daher absolvierte ich bei Ina Diolosa die TCM Ernährungsausbildung. Diese Ausbildung hat mich derart inspiriert, dass ich den klaren Wunsch verspürte, in der Welt der TCM weiterzumachen. Danach kamen unzählige Weiterbildungen dazu, wie die AMM (Akupunkt Meridian Massage) Ausbildung bei Michael Uhrhan und die 3-jährige TCM Ausbildung inkl. 3-wöchigem China Aufenthalt (Praktikum TCM Krankenhaus Chengdu) bei Claude Diolosa. Derzeit besuche ich eine vertiefende TCM Ausbildung (Differenzialdiagnostik), ebenfalls bei Claude Diolosa.
Die ganze Welt der TCM ist extrem interessant und so umfangreich, dass hier Stoff für das ganze Leben bereitsteht. Mittlerweile sind es bereits 6 Jahre, seitdem ich mich selbständig gemacht habe und in meiner derzeitigen Praxis in Wien mit viel Freude und Leidenschaft arbeiten darf.
Im Kontext der TCM hört man immer wieder den Begriff „Jing“. Kannst du dies für unsere Leserinnen näher erläutern und erklären, was das mit der Konstitution des ungeborenen Babys zu tun hat?
JING ist die Essenz und das Produkt von Nieren- Yin und Yang. Man stellt sich vor, Yin ist die Kerze und Yang die Flamme. JING ist das Licht, welches diese Kerze erzeugt.
Zum Zeitpunkt der Zeugung eines Babys erhalten wir von unseren Eltern eine sogenannte vorgeburtliche Essenz. Nehmen wir wieder die Kerze, welche einem in die Hand gedrückt wird. Diese kann dick, dünn, groß oder klein sein und diese Kerze spiegelt unsere Konstitution wieder.

Was mich schon immer brennend interessiert hat: Warum gibt es immer wieder Schreibabys? Hat die TCM hier eine Erklärung auf Lager?
Schreibabys sind noch nicht im Hier und Jetzt angekommen. Sie stecken im sogenannten Shao Yang fest. Die TCM bezeichnet dies so, wenn das Baby zwischen zwei Welten hängt. Ihr PO (Geisteswesen der Lunge – 5 Shen) muss verwurzelt werden.
Das energetische Bild hier ist ein Nieren Yin Mangel. Dieser führt zu Leber Blut- und Yin Mangel, dies führt weiter zu leerer Hitze und Ablösung des Yang. Das Yang steigt im Körper auf und erzeugt Unruhe. Das Baby kommt nicht zur Ruhe.
Soweit zur TCM Lehre. Was kann man hier nun tun?
Wichtig wäre, die Verdauung zu stärken – Yin aufbauen! Das kann durch Stillen und gesunde und Yin-reiche Ernährung der Mutter geschehen. Gar nicht empfohlen wird in dieser Zeit, das Baby impfen zu lassen. Das verschlimmert die Situation noch weiter. Zusätzlich hilft auch eine Bernsteinkette, um das PO zu „befestigen“.
Was für eine Rolle spielt generell die Ernährung der Mutter während der Schwangerschaft?
Die Ernährung während der Schwangerschaft spielt eine ganz besondere Rolle für das Baby. Hier legt man die Grundsteine für die zukünftige Konstitution des Babys. Wenn man beispielsweise Meeresfrüchte, hier vor allem Schalentiere, während der Schwangerschaft zu sich nimmt, kommt es in vielen Fällen vor, dass die Babys Neurodermitis (Bluthitze und Toxine) bekommen.
Ist die Verdauung der Mutter in der Schwangerschaft durch ungesunde oder unpassende Ernährung geschwächt, bekommt das Baby auch nicht genügend Nährstoffe. Das führt zu diversen Mangelerscheinungen des Babys. Somit hätte das Baby keinen guten Start ins Leben.
Auch das Wochenbett spielt in China eine bedeutende Rolle für Mutter und Kind, oder?
Bereits während der Geburt wird eine Hühnerkraftsuppe mit Wurzelgemüse und chinesischen Kräutern (wie Angelikawurzel, chinesische Dattel, Bocksdornfrüchten) aufbereitet und so lange gekocht, bis das Baby auf der Welt ist. Diese Kraftsuppe ist dann das Erste, was die Mutter zum Blut und Jing-Aufbau erhält.
Sechs Wochen lang wird diese Suppe getrunken. Das ist wichtig, denn es braucht Zeit, bis alles Verlorene wiederaufgebaut ist. In diese Zeit sollte man sich als frisch Entbundene viel ausruhen und wenn das Baby schläft, sich selbst auch eine Pause gönnen.

Und später, während der Stillzeit. Was ist hier zu beachten?
Nach der Geburt braucht das Kind mindestens 90 Tage, um seine energetische Stabilität zu erreichen. Die Mutter muss dafür sorgen, dass weder Kälte noch Nässe über Außen oder über die Muttermilch eindringen können.
Das Nieren Yang ist noch schwach und kann das Yang Ming (Magen/Dickdarm) und Tai Yin (Milz und Lunge) nicht vollständig unterstützen. Daher kommt es zu Verdauungsbeschwerden – Blähungen und dadurch zu Bauchschmerzen.
Es ist sehr wichtig, dass sich die Mutter vernünftig ernährt. Das bedeutet 2-3 warme Mahlzeiten am Tag, um das Qi und das Yang zu bewahren.
In der Stillzeit ist es wichtig darauf zu achten, dass man nichts Blähendes isst wie Kohl, Kraut, Hefeteig, Zwiebel, Knoblauch, Chili, Muskat, Pfeffer und Milchprodukte wie Joghurt und Topfen. Südfrüchte sollte man in dieser Zeit auch meiden. Wenn die Mutter sich kalt anfühlt oder Blähendes zu sich nimmt, dann gibt sie diese Kälte oder blähende Stoffe über die Milch an das Baby weiter.
Milchbildende Tees aus Anis, Kümmel, Fenchel, Nelke bei Hitze (wenn man zu viel Blut verloren hat und dadurch leere Hitze gebildet hat) sollte man mit Vorsicht trinken, da die innere Hitze dadurch gestärkt wird und zur Mastitis (Brustentzündung) führen kann.
Viele Mütter haben zu wenig Milch, um ihr Baby zu stillen. Kann die TCM hier helfen?
Bedingt durch den plötzlichen Blut-, Yin-, Substanz- und Qi-Verlust während und nach der Geburt, befindet sich die Frau in einem Mangelzustand. Hier sollte man die Milz und den Magen stärken, damit die Milchbildung gefördert werden kann.
Es gibt Tees, welche kurzfristig getrunken werden können, um die Verdauung und damit die Milchbildung anzuregen: Fenchelsamen, Dillsamen, Datteln, Süßholz, Koriandersamen.
Frauen mit Yin Schwäche (Erschöpfung, Unruhe, Schlafstörungen, Nachtschweiß, Palpitationen usw.) sollten sich thermisch neutral ernähren. Es können Fonds aus Entenfleisch, Kaninchen, Rind und Kalb gekocht werden, aber auch Gemüsekraftsuppen, Kompotte, Eintöpfe, Brei aus Getreide wie Dinkel, Reis, Hirse, Mohn, Hopfen usw.
Frauen mit Yang Schwäche (kalte Gliedmaßen, Lustlosigkeit, chronische Rückenschmerzen, Verdauungsschwäche, breiiger Stuhl, Hypotonie, usw.) können wärmende Kraftsuppen aus Huhn essen. Rindsuppe mit Rinderknochen und wärmende Gewürze, wie Fenchel, Wacholder, Anis, usw. Lammeintopf, Wildfleisch und Wurzelgemüse.
Was sind deine Erfahrungen mit Müttern, die diese Tipps befolgen? Sind deren Säuglinge kräftiger, zufriedener, gesünder? Bitte erzähl uns doch etwas aus deiner Praxiserfahrung.
Ich kann euch den Unterschied anhand meiner beiden Schwangerschaften und Geburten erzählen. Bei meinem erstgeborenen Sohn hatte ich dieses Wissen über die gesunde und konstitutionell unterstützende Ernährung nicht. Ich kannte auch die Welt der TCM noch gar nicht. Mir ist es in der Schwangerschaft gar nicht gut gegangen. Ich hatte Wassereinlagerungen, viel Gewicht (viel Wasser) zugenommen, Verstopfung, Blähungen und Schwangerschaftsdiabetes. Gegen Ende der Schwangerschaft wurde ich auch noch krank (Sinusitis). Mein Sohn ist leider auch 3 Wochen zu früh per Notkaiserschnitt auf die Welt gekommen. Ich hatte nach der Geburt leichte Depressionen und war krank, musste sogar Antibiotika nehmen. Mein Sohn hatte Gelbsucht und eine sehr schwache Verdauung und viele Blähungen. Die erste Zeit war nicht so einfach. Gestillt habe ich ihn trotzdem rund 14 Monate. Seine Verdauung ist bis heute (er ist jetzt 14 Jahre alt) energetisch nicht sehr stark und er muss besonders auf seine Ernährung achten.
Bei meiner Tochter (3 Jahre später) war ich vorbereitet und habe mich ganz anders ernährt, keinen Zucker, keine Milchprodukte zu mir genommen. Ich habe Weizen auf das Minimum reduziert, wenig Rohkost und 2-3 warme Mahlzeiten am Tag gegessen. Die Schwangerschaft war einfach nur schön. Ich habe nur 10 kg zugenommen, hatte keine körperlichen Beschwerden und meine Tochter ist durch eine Spontangeburt auf die Welt gekommen. Und das trotz Kaiserschnitt bei der ersten Geburt. Ich erholte mich mit Hilfe von Kraftsuppen und gesunder Ernährung sehr schnell konnte 14 Monate ohne Probleme stillen.
Ich unterstütze und begleite meine KlientInnen während der Schwangerschaft mit Kräutern, Akupunktur und berate sie, wie sie sich gesund ernähren sollen. Dadurch gehen sie viel leichter durch die Schwangerschaft und haben kräftige, gesunde und ausgeglichene Babys. Die Geburten dauern auch wesentlich kürzer, sind ohne Komplikationen und die Zeit nach der Geburt ist schnell wieder voller gesunder Energie bewältigbar.
Hast du noch einen abschließenden Tipp für uns, den du noch unbedingt loswerden möchtest?
Als Tipp kann ich euch mit auf dem Weg geben, dass ihr euch und eure Partner auf die Schwangerschaft vorbereitet. Informiert euch und nehmt euch ausreichend Zeit (mitunter 1 bis 2 Jahre), in welcher ihr euch auf das Baby seelisch und körperlich vorbereitet. Dadurch hat euer Kind die Chance auf eine starke Konstitution und die Schwangerschaft verläuft leichter und komplikationsloser.
Wenn das Baby da ist, vertraut darauf, dass es euch von Tag zu Tag besser geht. Vertraut auf den Mutterinstinkt (da liegt ihr immer richtig), nehmt euch so gut es möglich ist Zeit für euch und legt Verschnaufpausen ein. So lange es der Mama gut geht, geht es dem Baby auch gut!
Vielen lieben Dank für deine Zeit und dein wertvolles Wissen.
Adele Narath ist dipl. Ernährungsberaterin nach den 5 Elementen der Traditionellen Chinesischen Medizin. Um Menschen ganzheitlich in ihr Gleichgewicht zu bringen, bietet sie in ihrer Praxis in Wien 10 darüber hinaus die Akupunkt Meridian Massage an.
Unter www.gesundmitadele.at findest du mehr zu Adele und ihrer wertvollen Arbeit.