„Ich hab’s mit den Bandscheiben.“ Ein Satz, den man regelmäßig zu hören bekommt. Probleme im Rücken sind mittlerweile zur Volkskrankheit geworden. So klagen rund 80 % der europäischen Bevölkerung mindestens einmal im Leben über Rückenschmerzen. In den seltensten Fällen ist es wirklich eine der 23 Bandscheiben. Denn ein Vorfall entsteht erst nach langjähriger Schädigung und kann dann plötzlich bei Überlastung auftreten. Wenn das passiert, braucht es rasche Hilfe: Eine Übersicht über die Behandlungsmöglichkeiten bei einem Bandscheibenvorfall.
Was ist ein Bandscheibenvorfall?
In der menschlichen Wirbelsäule gibt es 23 Bandscheiben, die als Stoßdämpfer zwischen den Wirbelkörpern fungieren. Durch ihre Flexibilität ermöglichen sie die Beweglichkeit der Wirbelsäule. Begrenzt wird dies durch den äußeren Faserring sowie verschiedene Bänder.
Die wichtigste Aufgabe der Bandscheiben ist die Pufferfunktion. Eine Schlüsselrolle spielt dabei der Gallertkern, mit bis zu 85 Prozent Wasseranteil. Bei Belastung verlieren die Bandscheiben Flüssigkeit und werden dünner. Bei Entlastung saugen sie sich wie ein Schwamm mit frischem Wasser und Nährstoffen wieder voll. Im Laufe des Lebens verschlechtert sich die Versorgung der Bandscheiben und es droht Verschleiß. Nach langjähriger Vorschädigung kann durch banale Vorfälle (wie z.B. ein Niesen) plötzlich der Gallertkern durch ein Reißen des Faserrings zwischen den Wirbelkörpern austreten. In der Folge kann er auf Nerven drücken und Schmerzen auslösen. Dabei unterscheidet man zwischen
- … einer Protrusion (= „nur“ eine Vorwölbung) und
- … einem Prolaps (= Austritt aus dem zentral gelegenen Anteil der Zwischenwirbelscheibe).
Bei dem Vorfall selbst treten Teile der Bandscheibe in den Wirbelkanal – jenen Raum, wo das Rückenmark gelagert ist. Der Faserknorpelring der Bandscheibe wird ganz oder teilweise durchgerissen, während das hintere Längsband intakt bleiben kann.
Wie erfolgt eine Diagnose?
Besteht der Verdacht auf einen Bandscheibenschaden, erkundigt sich der Arzt genau, wann und wo der Schmerz auftritt. Er überprüft Bewegungsmuster und nimmt neurologische Untersuchungen vor. Ergänzend können Röntgenaufnahmen, Computertomografie (CT) oder Kernspintomographie zum Einsatz kommen.
Was sind typische Stellen bei einem Bandscheibenvorfall?
Wo tritt der Bandscheibenvorfall häufig auf? In zirka 90 Prozent der Fälle im Bereich der Lendenwirbelsäule (= lumbaler Bandscheibenvorfall). Aber auch die Übergänge z.B. zwischen Brust- und Lendenwirbelsäule (thorakolumbaler Bandscheibenvorfall) oder von der Lendenwirbelsäule zum Kreuzbein (lumbosakraler Bandscheibenvorfall) sind kritische Stellen. Deutlich seltener, nämlich in 10 Prozent der Fälle, kommt es an der Halswirbelsäule zu einem Bandscheibenvorfall (zervikaler Bandscheibenvorfall).
Typische Anzeichen für einen Bandscheibenvorfall:
- Ameisenlaufen, eingeschlafene Glieder
- Ausstrahlende Schmerzen
- Lähmungen und Muskelschwäche
- Harn- und Stuhlinkontinenz
Übrigens: Rückenschmerzen, die in den Arm ausstrahlen korrespondieren mit der Halswirbelsäule. Hingegen sind Schmerzen in den Beinen mit der Lendenwirbelsäule in Verbindung zu bringen.
Was sind die Ursachen für einen Bandscheibenvorfall?
Die Ursachen für einen Bandscheibenvorfall sind vielfältig z.B.:
- chronisch verspannte Muskeln
- Fehlhaltungen, einseitige Belastungen, viel Sitzen
- psychische Belastungssituationen
- ein erhöhter Spannungszustand durch Stress
- geringe körperliche Aktivität
- Übergewicht
- Alter und somit weniger Elastizität der Bandscheiben
- Depressionen
- organische Leiden
Welche Therapien gibt es bei?
Die Behandlungsmethoden bei einem Bandscheibenvorfall werden in konservative und operative Therapien eingeteilt. Während bei konservativen Maßnahmen physiotherapeutische Übungen oder Medikamente eingesetzt werden, so ist bei muskulären Ausfällen oder Entleerungsstörungen der Blase eine Operation anzudenken.
Auch die alternative Medizin bietet spannende Lösungen. So können Akupunktur oder manuelle Therapien Besserung verschaffen. Körperübungen wie Yoga sollten bei einem akuten Bandscheibenvorfall nicht geübt werden – höchstens mit einem erfahrenen Therapeuten. In der Regel kann aber 6 Monate nach einem Bandscheibenvorfall wieder mit Yoga oder Pilates begonnen werden.
Typische Vorurteile zu den Therapien sind mit Vorsicht zu genießen. Doch welche die richtige Behandlung ist, muss jeder für sich entscheiden. Pauschale Aussagen wie „wenn ich mich operieren lasse, wird es noch schlimmer!” oder „konservative Therapie sind in jedem Fall besser!”, sind immer mit Vorsicht zu genießen.
Vorbeugen kann man einem Bandscheibenvorfall übrigens am besten durch einen rückenfreundlichen Lebensstil mit viel Bewegung.
Weiterführende, spannende Artikel:
Die Ursachen für Bandscheibenvorfälle sind, wie hier aufgezeigt, vielfältig. Als eine wesentliche Ursache stellt sich leider immer mehr der Bewegungsmangel heraus; der Bewegungsapparat weist Schwachstellen auf, welche den Körper für Anfälligkeiten prädisponieren. Daher ist ein gesundere Rücken ein bewegter Rücken.