Richtige Ernährung – was heißt das eigentlich? Während die einen auf Rohkost setzen, schwören andere auf gekochte Speisen. Die einen essen viel Eiweiß, um abzunehmen. Andere machen eine Reisdiät. Die richtige Ernährung für alle, scheint es nicht zu geben. Was wohl daran liegen mag, dass wir Menschen einfach unterschiedlich gestrickt sind. Im Ayurveda, dem Wissen von Leben, weiß man das schon lange und unterscheidet drei Konstitutionstypen. Aber auch Jahres- und Tageszeit spielen bei dieser Ernährungsform eine Rolle.Vata, Pitta oder Kapha? Für eine richtige Ernährung gilt es, den eigenen Konstitutionstyp (Dosha) herauszufinden. Wenn unsere Doshas im Gleichgewicht sind, brauchen wir keine bestimmte Diät halten. Dann essen wir meist instinktiv das, was uns gut tut. Geraten unsere Doshas aber aus dem Ruder, lassen wir uns eher von ungesunden Gelüsten verführen und geben uns Heißhungerattacken hin. Die gute Nachricht: Mit einer kontitutionsgerechten Ernährung kann man den Körper wieder ins Gleichgewicht rücken.
Die richtige Ernährung gemäß den Doshas
Alle Nahrungsmittel haben Vata, Pitta und Kapha Eigenschaften. Je nach Konstiutionstyp und Lebenssituation kommen verschiedene Lebensmittel auf den Speiseplan:
- Vata – der Gourmet: Vata Menschen sind die Feinschmecker unter den drei Doshas. Sie lieben hochwertiges Essen und ernähren sich meist instinktiv richtig. Ausgeprägte Vata Menschen haben aber oft eine eher schwache Verdauung. Daher ist es wichtig, ihr Verdauungsfeuer (Agni) konstant zu stimulieren. Schwer verdauliche Lebensmittel wie Pilze, Kohl oder Hülsenfrüchte sind zwar auf den ersten Blick gesund, aber eben nicht für den Vata-Typ. Bekömmlich sind für ihn dagegen warme Eintöpfe und mild gewürzte Speisen.
- Pitta – der Robuste: Pitta Menschen haben eine äußerst robuste Gesundheit, eine gute Verdauung und vertragen so ziemlich alles. Allerdings haben sie auch ständig Hunger und sind schnell gereizt, wenn nicht pünktlich das Mittagessen am Tisch steht. Heiße und scharfe Speisen heizen dem Pitta Typen noch mehr ein, weswegen er auf solche Speisen verzichten sollte. Alles was kühl, bitter und süß ist, eignet sich hingegen hervorragend.
- Kapha – der Gemütliche: Kapha Menschen lieben die Ruhe und sind eher für gemütliche Aktivitäten zu haben. Bei Stress neigen sie dazu, viel zu essen, was nicht selten zu Übergewicht führt. Aufgenommene Nahrung wird eher langsam verdaut. Leichte und anregende Speisen sind daher für den Kapha-Typ wichtig. Scharfe und heiße Lebensmittel mit würzigen Kräutern dürfen öfter mal serviert werden. Hingegen sollten Milchprodukte und große Mengen an tierischen Eiweiß vermiden werden.
Tipp: Vor den Mahlzeiten trinkt man beim Ayurveda gerne ein verdauungsanregendes Getränk. Folgendes Rezept für vier Personen heizt unserem „Agni“ ein: 200 ml Wasser, 4 große Scheiben frischen Ingwer, 20 Pfefferkörner, 1 TL Kreuzkümmel, 4 Msp. Steinsalz und 1 TL Rohrzucker vermengen und in einem Topf kurz aufkochen lassen. Dann bei schwacher Hitze ca. 5 Minuten köcheln lassen, abkühlen und in kleinen Schlücken vor der Mahlzeit genießen.
Essen nach Tag- und Jahreszeit
Ganz so einfach ist es mit der richtigen Ernährung aber noch nicht. Nachdem man festgestellt hat, welcher Konsitutionstyp man ist, beachtet man im zweiten Schritt auch Uhr-und Jahreszeiten, um sich richtig zu ernähren. So arbeitet zum Beispiel unser Verdauungssystem zwischen 2 und 6 Uhr morgens besonders gut. Zu dieser Uhrzeit regiert Vata. Daher sollte man im Ayurveda möglichst bald aufstehen, um gelungen in den Tag zu starten. Sicher nicht jedermanns Sache. Zwischen 6 und 10 Uhr geht man davon aus, dass Kapha dominiert und die Verdauung nun relativ schwach ist. Blöd, sagte Oma doch immer, man darf Frühstücken wie ein Kaiser. Ja, aber noch vor 6 Uhr. Dafür steht der Tag von 10 bis 14 Uhr in voller Blüte. Pitta dominiert und bringt Energie und Tatendrang, deshalb nimmt man im Ayurveda die Hauptmahlzeit zu Mittag ein. Zwischen 14 und 18 Uhr meldet sich Vata zurück. Jetzt werden süße Gewürztees empfohlen. Zwischen 18 und 22 Uhr ist wieder Kapha-Zeit. Ganz wichtig ist, am Abend keine zu schweren Speisen mehr zu essen.
Ein weiterer wichtiger Rhythmus ist der Wechsel der Jahreszeiten. Je nach Konstitutionsyp reagieren wir unterschiedlich auf veränderte Witterungsverhältnisse. Und, wie könnte es anders sein, es arbeitet auch unser Verdauungssystem je nach Jahreszeit mal mehr oder weniger. In unseren Breitengraden können die Jahreszeiten vereinfacht in drei Phasen zusammengefasst werden.
- Kapha-Saison (Mitte März bis Mitte Juni): Im Frühling haben die Menschen meist weniger Appetit als noch im Winter. Was gut ist – überschüssige Kalorien kann der Körper nur schwer verwerten. Eine ideale Zeit zum Fasten also.
- Pitta-Saison (Mitte Juni bis Mitte Oktober): In dieser Zeit sollte man eher kühle und feuchte Speisen essen (siehe unten).
- Vata-Saison (Mitte Oktober bis Mitte März): Wer hätte das gedacht? Unser Verdauungssystem arbeitet auf Hochtouren. Jetzt können auch problemlos fettreiche Speisen gegessen werden.
Here comes the sun – Ernährung im Sommer
Endlich ist er da, der Sommer! Sobald die Sonne scheint, hebt sich unser Gemüt, wir sind beschwingt und glücklich. Auch im Ayurveda werden die Sommermonate sehr geschätzt. Bricht allerdings die große Hitzewelle über uns herein, reduziert sich unser Verdauungsfeuer. Wir sollten daher auf eine ausgleichende Ernährung mit kühlen, befeuchtenden Lebensmitteln achten. Regionale Sommergemüse und -früchte gehören auf den Teller. Dazu zählen Birnen, Pfirsiche, Trauben, Gurken oder Zucchini.
Egal welche Ernährungsform individuell passend ist. Einest steht fest: Ernährung ist und bleibt ein heiß diskutiertes Thema. Wir freuen uns daher über Tipps und Erfahrungen mit der ayurvedischen Küche.
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Liebe Katharina,
ich beschäftige mich schon seit einer Weile mit der ayurvedischen Ernährung und finde deinen Artikel dazu wirklich spitze! Vielen Dank dafür!
Schöne Grüße und Namasté
Stefanie
Hallo liebe Katharina,
darf ich von deiner Seite zitieren und dich verlinken?
Bitte um Rückmeldung.
Tina Tran,
Gründerin von hij.life – ein ganzheitliches Lifestylekonzept
Liebe Tina, aber natürlich – da freue ich mich sehr. Alles Liebe, Katharina
Hallo,
ich bin M und Vata Typ. Ich versuche jetzt mit Gesundheitförderlich (Roh) Veganen Lebensmittel
Kombinationen fùr eine besser Gesundheit zu beginnen.
Wann(Morgens, Mittags, Abends) sollte ich laut Ayuveda am besten Eiweiß haltige Lebensmittel zu mir nehmen
und mit welchen anderen Lebensmittel Gruppen Kombinieren?
LG. Josy
Liebe Josy,
danke für deine Frage, die sehr spannend ist. Im Gegensatz zu modernen Ernährungskonzepten geht es im Ayurveda nicht um Eiweiß, Fette, Kohlenhydrate und Vitamine, sondern um die optimale Verwertung der Nahrung – also wie unser Agni (Verdauungsfeuer das Gegessene verwerten kann). Aber: Es gilt tatsächlich verschiedene Lebensmittelkombinationen zu vermeiden: So soll man kein Joghurt mit Früchten essen, da dies „Ama“ (Schlacken) verursachen würde. Auch Nachtschattengewächse (Tomaten, Kartoffeln, Melanzani) sollten nicht mit Fleisch, Fisch, Gurken oder Milchprodukten verzehrt werden.
Ich bin kein Fan davon alle Empfehlungen streng zu befolgen sondern Leichtigkeit in das Thema Essen zu bringen. Ich selbst lese sehr viel und integriere das, was sich für mich gut anfühlt. Denn: Essen ist zwar Medizin, aber auch Genuss. Lieber langsam und achtsam essen und darauf hören, was einem das Bauchgefühl sagt. Wie fühlt sich die Mahlzeit nach dem Essen an? Fühle ich mich leicht und ausgeglichen oder habe ich nach der Mahlzeit einen Blähbauch und bin müde? Basierend auf diesen Erfahrungen gestalte ich mittlerweile meine Ernährung und fahre sehr gut damit.
Ich hoffe du kannst damit was anfangen.
Alles Liebe ,
Katharina
Hey,
Ayurveda und der indische Touch im Essen den finde ich einfach genial – glücklicherweise ist es noch dazu auch gesund und hält irgendwie für mich auch mental fit – meine Freundin sagt immer, dass ich anscheinend ein Pitta Typ bin. Wenn ich so den Artikel lese – stimmt das wohl 😉
Danke für die Infos.
Liebe Grüße
Sebastian