Was wäre, wenn alle deine größten Wünsche in Erfüllung gegangen wären – du alles hast, was du dir nur erträumen kannst? Was würde nach gewissen Zeit passieren?
Richtig! Es würden neue Wünsche kommen. Wir haben alles: Ein Dach über dem Kopf, mehr als genug zu essen… wir leben in Fülle und erleben doch so viel Mangel.
Als Kind gab es Momente, wo wir wunschlos glücklich waren. Vermutlich sehnen sich deswegen sich so manche Menschen zurück nach ihrer unbeschwerten Kindheit.
Diese kleine Geschichte, finde ich daher gerade jetzt zur Weihnachtszeit so inspirierend:
Wir haben meine Großeltern in einer kleinen Stadt im Nordwesten vom Iran besucht. Mein Großvater war ein sehr alter weiser Mann und der beste Geschichtenerzähler. Als Kinder haben wir manchmal den Sinn seiner Geschichten nicht ganz verstanden. Und er sagte uns dann: „Das verstehst du, wenn du etwas älter bist.“ Und lachte dabei geheimnisvoll.
Und so war es dann auch wirklich.
Einmal, als ich und mein Cousin ihn mächtig genervt hatten, holte er aus seiner Hosentasche eine Münze raus. Er gab uns die Münze und sagte:
„Geht zum Laden um die Ecke, kauft euch ein paar frische Tomaten, setzt euch an den Bach und eßt sie.“
Naja, für zwei Jungs im Alter von 7 und 8 Jahren klang das nicht gerade aufregend. Nichtsdestotrotz sind wir zum Laden gelaufen. Dort haben wir herrliche rote Tomaten und eine Packung Salz gekauft.
Wir haben uns an einen schattigen Platz am Bach gesetzt, die Tomaten im Wasser des Bachs gewaschen und fingen an sie genüsslich zu verschnabulieren.
Ich habe immer erst ein kleines Stück abgebissen, dann eine Prise Salz darauf verteilt und wieder ein Stück abgebissen. Mein Cousin und ich saßen nur nebeneinander, aßen die Tomaten mit Salz und waren einfach wunschlos glücklich.
Heute, wenn ich eine Tomate esse, fühle ich mich sofort in diese Situation versetzt. Ich schmecke die Tomate von damals und erlebe diesen Glücksmoment vom Bach erneut. Dann schau ich in den Himmel und sage: „Opa, jetzt weiß ich was du damals gemeint hast.“
Was steht also zwischen dir und deinem Glück?
Heute wundert es mich manchmal, wie viel man braucht um glücklich zu sein. Einfachheit ist schlicht nicht mehr gefragt. Wir wollen ständig neue Gipfel erobern, haben überfüllte Kalender und lange To-Do Listen. Kaum sind wir irgendwo angekommen, brechen wir zu neuen Ufern auf. Da kommt das Genießen einfach zu kurz. Wir beklagen uns, dass wir keine Zeit haben, aber verbringen Stunden vorm Fernseher oder dem Handy. Dann gibt es das Wundermittel Konsum: „Willst du glücklich sein dann kauf dir das, es macht dich super glücklich und zufrieden.“
Das stimmt auch manchmal, für eine kurze Zeit. Bis die nächste Version auf den Markt kommt. Wir sind schnell gelangweilt, suchen immer neue Reize. Auch in der Yoga Praxis.
Da hat die Tomate mit der Prise nicht den Hauch einer Chance.
Erinnere dich wieder an die einfachen Dinge. Sie machen das Leben aus. Es braucht ganz wenig um glücklich zu sein.
