Der Baum (Vrikshasana): Tief in der Erde verwurzelt wächst er hoch in den Himmel. Oft hunderte von Jahren alt und trotzdem wirkt er von Jahr zu Jahr noch stabiler und kräftiger. Beneidenswert oder?
Wir Menschen können uns diese Eigenschaften zumindest im Yoga ein wenig aneignen. Das gleichnamige Asana „der Baum“ (Vrikshasana oder Vriksha Asana) macht bewusst, dass wir diese Verwurzelung auch ich täglichen Leben brauchen, um Stabilität und Aufrichtung zu finden. Passend zum Frühling: Rauf auf die Yogamatte, tote Äste und Laub abwerfen und neu aufblühen.
Wirkung und Symbolik
Der Baum ist eine Gleichgewichtshaltung aus dem Stand, der richtig ausgeführt ein wunderbares Gefühl von innerer Ruhe vermittelt. Vrkshasana steht für Standfestigkeit, feste Verwurzelung mit der Erde, Ruhe und Kraft. Der Baum ist ein Symbol für Lebenskraft. Besonders in unseren Breitengraden zeigen Bäume die Veränderung des Lebens. Den Strömungen des Lebens ausgesetzt lehrt uns der Baum in unserer Mitte zu bleiben, aber auch nachgiebig und flexibel zu bleiben. In diesem Asana werden zudem
- Rumpf- und Armmuskulatur gestärkt,
- Füße, Beine und Kniegelenke gekräftigt,
- die Durchblutung der Beine angeregt,
- die Aufrichtung der Wirbelsäule geschult,
- die Schultermuskulatur gestärkt,
- der Gleichgewichtssinn gefördert und
- die Körperbeherrschung verbessert.
Anleitung Vrikshasana
Der Baum ist eine Gleichgewichtshaltung aus dem Stand, die den Körper in eine leichte Rückbeuge bringt. Daher kommen wir immer einatmend in die Baumposition. Die Ausführung des Baumes ist zu Beginn nicht einfach. Meist geht es mit einem Bein einfacher. Auch die Tagesverfassung nimmt großen Einfluss auf unser Gleichgewicht in der Übung. Übe aber immer so, wie es deine heutige Verfassung erlaubt und fordere nicht zu viel von dir. Wichtiger ist, das Gleichgewicht zu halten, als das Bein hoch zu bringen.
Und so geht’s:
- Stehe mit geschlossenen Beinen aufrecht auf dem Boden (Tadasana).
- Verlagere das Gewicht auf das linke Bein.
- Stell dir vor, dass sich dein linkes Bein fest im Boden verwurzelt.
- Wenn du bereit bist, hebe den rechten Fuß auf Höhe des Knöchels (für Anfänger). Fortgeschrittene stellen das Bein auf Kniehöhe. Profis auf die Innenseite des Obeschenkels. Damit das Bein nicht rutscht, mit dem Standbein Gegendruck ausüben.
- Drehe das rechte Beim im Hüftgelenk nach außen. Der Beckenboden ist angespannt.
- Hebe nun deine Arme über die Seite in die Senkrechte. Die Handflächen berühren sich dabei. Du kannst die Arme auch seitlich ausgestreckt halten oder vor der Brust zusammenführen (Anjali Mudra).
- Fixiere einen beliebigen Punkt und lächle dir selber zu.
- Die Halswirbelsäule ist in Verlängerung der Brustwirbelsäule. Schultern sind gesenkt.
- Stelle dir einatmen vor, wie du nach oben wächst. Ausatmend verwurzelst du dich noch mehr im Boden.
- Verweile in dieser Position, bis dein Bein ermüdet.
- Wechsle nun die Seite mit dem rechten Bein als Standbein.
Vorsicht: Personen mit schwachen Sprunggelenken oder Knien dürfen diese Übung zu Beginn nur kurz ausführen. Die Dauer kann nach und nach verlängert werden. Personen mit akuten Entzündungen in den Gelenken sollen vor der Übung Rücksprache mit einem Arzt halten. Bei Schwindel Asana nur dynamisch oder an einer Wand ausführen. Wer Probleme in den Knien oder eine Fehlstellung in den Füßen hat, kann auf eine einfachere Variante zurückgreigen.
Variationen im Baum
Je nach Tagesverfassung können verfeinfachte oder intensivierende Variatonen geübt werden. Im Baum gibt es hierzu verschiedene Arm- und Beinpositionen in der Ausführung. Die Arme können nach oben über dem Körper gestreckt sein oder vor der Brust zusammen geführt werden. Alternativ kannst du auch die Arme neben deinen Körper strecken. Anfänger können zudem zunächst das Gesäß und den Rücken an einer Wand gestützt üben. Die Fußssohle kann am Knie oder am Knöchel des anderen Beines abgelegt werden. Für Personen mit Knieproblemen eignet sich besonders die Variante bei der der Fußrücken quer über dem anderen Fuß liegt.
Wer den Schwierigkeitsgrad im Baum erhöhen möchte, kann mit geschlossenen Augen üben. Zudem kann die Haltung mit einer Seitbeuge verbunden werden. Dabei beugt man sich ausatmend auf die Seite des angewinkelten Beines, der Arm auf der Seite des angewinkelten Beines geht nach unten. Eine weitere Möglichkeit ist das angebeugte Bein mit der Hand zu fassen und zu strecken.
Typische Fehler im Baum
Häufige Fehlerquellen im Baum sind die Hüftgelenke, die sich seitlich verlagern können und der Hüftöffnung ausweichen. Achte auf eine gerade Ausrichtung deiner Hüfte und drehe bewusst nach und nach mit jeder Einatmung das Bein aus der Hüfte auf. Wichtig ist auch ein gehobenes Brustbein. Achte darauf, dass deine Brust nicht über dem Bauch zusammen sinkt. Die Schultern bleiben dabei aber unten. Es ist hilfreich diese bewusst nach oben zu ziehen und langsam nach unten zu senken um den Unterschied besser wahrzunehmen.
Wundere dich nicht, wenn du Anfangs ein wenig wackelst. Auch der Baum hat seine Zeit gebraucht, um dem starken Wind stand zu halten. Zumindest können wir dabei über uns selbst lachen. Das kann der Baum nicht, selbst wenn er 500 Jahre alt wird.
- Der Lotussitz (Padmasana)
- Die Totenstellung (Shavasana)
- Der Pfau (Pincha Mayurasana)
- Die sitzende Vorbeuge (Paschimottanasana)
- Die Heldenhaltung (Virabhadrasana )
- Das Dreieck (Trikonasana)
- Die Krähe (Bakasana)
- Der Sonnengruß (Surya Namaskar)
- Der Tänzer (Natarajasana)
- Der herabschauende Hund (Adho Mukha Svanasana)
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