Der Frühling ist da! Jene Zeit, wo der „Samen aus der Erde will“ und die Natur erblüht. Alles beginnt zu wachsen – auch bei uns Menschen sprießen die Ideen. Der Frühling ist ideal, um sich jener Dinge zu entledigen, die einem am Wachsen hindern – Stichwort: Frühjarsputz. Um nach oben zu wachsen, braucht es aber eine gute Erdung. Und hier kommt unsere Yogapraxis für den Frühling in’s Spiel!
Tanz der Polaritäten: sthira sukham asanam
Wir brauchen Stabilität, um leicht sein zu können. Auch wenn das zunächst gegensätzlich klingt, bedingen sich diese beiden Pole. So wie bei den Pflanzen, die einen guten Nährboden brauchen, um nach oben wachsen zu können, brauchen auch wir Menschen eine gesunde Erdung um uns zu entfalten.
Das wusste auch schon Patanjali, der mit dem Yogasutra eine der ältesten Überlieferungen der indischen Yoga Tradition verfasst hat. Vers 2.46 ist wohl einer der bekanntesten unter den Yogis:
sthirasukhamasanam: Die ideale Haltung ist stabil und leicht zugleich.
Dieses Prinzip kannst du in deiner Asana Praxis für den Frühling in den Fokus rücken. Verwurzle dich über deine Füße oder deine Hände (je nachdem wo du Bodenkontakt hast) mit der Erde und stell dir aus dieser Verwurzelung mehr Leichtigkeit, Weite und Ausdehnung in der Haltung vor. Denke daran: Yoga ist 99% Praxis und nur 1% Theorie.
Wofür steht der Frühling?
Der Frühling ist die Jahreszeit des Aufbruchs, des Neubeginns, aber auch des unkontrollierten Wachstums. Der Frühling kann die Reifung und Entwicklung der Persönlichkeit symbolisieren, aus der sich neue Lebensmöglichkeiten ergeben. Mit der Energie dieser Jahreszeit haben wir die Gelegenheit, unser Potential voll auszuschöpfen.
Im Kreis der Elemente steht der Frühling für das Holz-Element und verkörpert so den Reiz des Pioniergeistes, des Experimentierens, des Wachstums und der Ausdehnung der Grenzen sowie der Lust an Bewegung.
Vielleicht kannst du auch das Gefühl spüren, dass du Neues kennen lernen möchtest in diesem Frühling? Stelle dir zu Beginn deiner Yoga Praxis folgende Fragen:
- Welchen Samen möchtest du säen?
- Wohin möchtest du wachsen?
- Was in dir möchte erblühen?
- Wie kannst du den optimalen Nährboden schaffen, damit dein Samen wachsen kann?
Durch eine regelmäßige Yogapraxis gießt du den Samen den du säst. Schlüpfe immer wieder in der Rolle des Beobachters und reflektiere, ob es Dinge gibt, die dich am Wachstum hindern.
“When an asana is done correctly, the body movements are smooth, there is lightness in the body, and freedom in the mind.” – B. K. S. Iyengar
Yoga Asanas für den Frühling
Auf körperlicher Ebene richten sich die Asanas für den Frühling auf die Organe Leber und Gallenblase (sie verkörpern die Themen, mit denen uns der Frühling konfrontiert). Das umfasst folgende Haltungen:
- Seitneigungen & Flankendehnungen,
- Dehnung der tiefliegenden Rotatoren rund um das Hüftgelenk,
- Dehnung der Adduktoren sowie
- Augen- und Kopfübungen.
Meine Lieblingshaltung für den Frühling ist der Baum (Vrikshasana). Tief verwurzelt in der Erde verkörpert er Kraft und Stabilität, um hoch in den Himmel zu wachsen.
Meditation für den Frühling
Mache es dir bequem, atme ein paar mal tief durch und entspanne dich, so gut dir das heute möglich ist. Schließe deine Augen und erlaube dir, nichts mehr zu tun. Alles was dich jetzt noch beschäftigt, kannst du dir wie ein kleines Päckchen vorstellen. Dorst legst du deine Gedanken und Gefühle hinein, verschnürst es fest und stellst es vor die Tür. Du gehörst jetzt ganz dir, dies ist deine Zeit.
Werde selbst innerlich still. Sei still. Lausche deinem Inneren. Sei gegenwärtig.
Stelle dir den Frühling vor. Alles scheint nach einer langen Winterpause zu erwachen. Spüre die ersten warmen Sonnenstrahlen auf deiner Haut. Die ersten angenehmen Sonnenstrahlen nach einem langen und kalten Winter.
Versuche dir ins Gedächtnis zu rufen, wie der Frühling riecht, wie er sich anfühlt. Stelle dir den Blick durch eine Sonnenbrille an einem wunderschönen Frühlingstag vor. Und genieße diesen Tag.
Spaziere in Gedanken durch einen Park oder auf einer Wiese am Waldrand. Suche dir eine Stelle, einen Platz, an dem keine anderen Menschen sind. Stelle dir dort einen Baum in voller Blüte vor. Einen wunderschönen Baum, der über und über voller kleiner, weißer Blütenblätter ist.
Diese weißen Blüten sind die Blüten des Frühlings, die Blüten der Kindheit und Jugend dieses Baumes. Sie werden nur eine kurze Zeit lang blühen und sich im Laufe des Jahres verändern.
Diese Blüten sind ein Symbol für Erneuerung, für Frische und für den Aufbruch in einen neuen Lebensabschnitt. In diesen zarten Blüten ist die unbändige, starke Kraft des Lebens enthalten.
Betrachte diesen blühenden Baum. Stelle dir vor, wie du jetzt die Arme ausbreitest und genieße es, wie die Blüten um dich herum schweben. Eine Blüte streift zufällig dein Gesicht.
Vielleicht kannst du auch das Gefühl spüren, dass du Neues kennen lernen möchtest in diesem Frühling. Laufe dann durch den Frühlingstag gestärkt, entspannt und gut gelaunt wieder hierher zurück.
Spüre den Drang nach Bewegung
In deinen Armen.
In den Beinen.
und im Kopf.
Gib diesen Drängen nach und bewege dich.
Öffne dann wieder die Augen und nimm dir Zeit dafür, dich wach und erholt zu fühlen.
Denke daran, du erntest, was du säst. Habe keine Angst, zu wachsen.
Sehr schön erklärt und treffend zum Thema !
DANKE
Wie schön ♡ das werde ich gleich in meine Yogastunde integrieren. Vielen Dank 🙂