HypnoBirthing ist der Aufbruch in eine neue Geburtskultur. Ein Anknüpfen an eine Zeit, wo Gebären noch als kraftvoller und weiblicher Urakt verstanden wurde. Heute wird Gebären häufig als medizinischer und oft auch schmerzhafter Akt begriffen. Negative Geburtsgeschichten und Filmszenen füttern Bilder im Kopf, die schließlich Glaubenssätze und Ängste zum Thema Geburt festigen. HypnoBirthing ermutigt Frauen, sich wieder auf den Weg zur Quelle ihrer Kraft zu machen.
In diesem Artikel findest du alles über HypnoBirthing für eine entspanntere und selbstbestimmte Geburt:
- Was ist Hypnobirthing?
- 4 Vorteile
- 10 Kerngedanken
- 3 Atemtechniken mit Videoanleitung: Ruheatmung, Wellenatmung, Geburtsatmung
- Buchtipps und spannende Links
Was ist Hypnobirthing?
HypnoBirthing ist eine Methode der ganzheitlichen Geburtsvorbereitung basierend auf Selbsthypnose. Es stellt das natürliche Körperwissen der Frau in den Vordergrund und versucht im Rahmen der Geburtsvorbereitung geistige sowie emotionale Blockaden aufzulösen.
Die Geburt eines Kindes ist das freudvollste, was eine Frau und ein Mann im Leben erfahren können. Wie dieser besondere Lebensmoment erlebt wird, ist stark abhängig von der Kultur in der wir leben. Vielerorts ist Gebären ein standardisierter Geburtsprozess – was natürlich seine Berechtigung hat. Doch jede Geburt hat seine eigene Dynamik. Darauf geht HypnoBirthing ein und bereitet so werdende Mamas und Papas auf diese Reise vor.
Warum wirkt Hypnobirthing?
HypnoBirthing bezieht sich auf aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse aus Neurobiologie, Hypnoseforschung und Achtsamkeitskonzepten.
Die größten Schmerzen im Zusammenhang mit der Geburt entstehen, weil die Frau in der Regel nicht weiß was in ihrem Körper passiert. Wer sich dann noch ausgeliefert und fremdbestimmt fühlt, verspannt sich. Das betrifft ganz besonders die Muskulatur, die den Bauch und den Geburtsweg umschließt.
Anspannung kann die Geburt verzögern und zu Schmerzen führen (=Angst-Spannungs-Schmerz Kreislauf). Daher versucht HypnoBirthing Angstmuster noch während der Schwangerschaft zu verändern und mit verschiedensten Techniken Frauen zu mehr Selbstbestimmung und Hingabe zu führen.
5 Vorteile von HypnoBirthing
- HypnoBirthing ist eine moderne Form der Geburtsvorbereitung, der den in jeder Frau schlummernden Gebärcode aktiviert.
- HypnoBirthing respektiert die innere Autonomie der werdenden Mama.
- HypnoBirthing bietet einen Weg raus aus der Angst-Spannungs-Negativspirale.
- HypnoBirthing ist kein Garant für ein genau geplantes Geburtserlebnis ohne Schmerzen und Komplikationen. Aber es bereitet darauf vor, gelassener und im Vertrauen zu bleiben.
- HypnoBirthing hat auch Vorteile für die werdenden Väter, sofern sie bei der Geburt dabei sind und sich ebenso mit HypnoBirthing beschäftigen. Die gemeinsame Geburtsvorbereitung lässt auf einer anderen Ebene miteinander kommunizieren und der werdende Papa hat einen Kompass, wie er seine Frau unterstützen kann.

10 Kerngedanken von HypnoBirthing
Auf dem Weg zur Geburt gibt es keine Checkliste, die man nach und nach abarbeitet, um die perfekte Geburt zu erleben. Vielmehr ist es ein Prozess, in ein Vertrauen zu kommen, sich selbst neu zu entdecken und einzulassen – egal was kommt. Diese zehn, von mir ausgewählten Kerngedanken, von HypnoBirthing helfen dabei.
- Deine innere Haltung: Der Fokus von HypnoBirthing ist die innere Haltung. Nutze die Zeit der Schwangerschaft, um nach innen zu gehen und so mehr in deine Weiblichkeit und dein Yin zu kommen.
- Wirkung von Sprache: HypnoBirthing hat nichts mit „Schönreden“ zu tun. Wenn man das gängige Geburtsvokabular unter die Lupe nimmt, wird man aber feststellen, dass dieses eher angstbehaftet ist. Was verbindest du mit Wörter wie „Wehe„? Alleine im Wortklang findet man den Ausdruck von Schmerz. HypnoBirthing arbeitet daher mit anderem Vokabular wie beispielsweise „Welle“ anstelle „Wehe„.
- Affirmationen: Die Worte „Ich bin“ haben unglaublichen Einfluss auf unser Bewusstsein. Während der Schwangerschaft kannst du dir positive „Ich bin“-Formulierungen immer wieder vorsagen, z.B. „Ich bin voller Vertrauen und blicke voller Freude auf unser Geburtserlebnis“. Deiner Kreativität sind bei der Formulierung keine Grenzen gesetzt. Essentiell ist, diesen Satz / diese Sätze zu spüren und mit Emotionen z.B. der Freude zu verbinden.
- Selbsthypnose: Hypnose ist nichts „Abgehobenes“. Es ist vielmehr ein tiefer Zustand von Entspannung bei vollem Bewusstsein, ähnlich wie beim Tagträumen oder beim konzentriertem Arbeiten. Hier ist das Unterbewusstsein aktiv, du bist fokussiert und findest Zugang zu deiner weiblichen Urkraft.
- Innerer Gebärraum: Der innere Gebärraum ist dein innerer Tranceraum, in dem du dich besonders wohl fühlst. Diesen malst du dir in der Geburtsvorbereitung im Rahmen von Visualisierungsübungen und Selbsthypnose aus. Je tiefer du während der Geburt in deinem Gebärraum verankert bist, desto mehr bist du in Verbindung mit deinem Körper und deinem Kind. So kannst du mögliche störende Einflüsse von außen ausblenden und bleibst in der Entspannung.
- Visualisierungsübungen: Visualisierungstechniken sind eine Form von Entspannungsübungen, die mit der Kraft der Bilder arbeiten. Das Unterbewusstsein kennt den Unterschied zwischen Vorstellung und Wirklichkeit nicht (Werbung arbeitet gezielt mit diesem Mechanismus). Geburt ist ein Vorgang, der dich in Kontakt mit deinen inneren Bildern bringen wird. Mit Visualisierungen kannst du Störbilder vorab aufarbeiten und dir ein neues Bild von Geburt ausmalen.
- Umgang mit Ängsten: Es ist völlig normal, Angst zu haben, schließlich ist die Geburt ein sehr emotionales Erlebnis. Entscheidend ist der Umgang mit diesen Ängsten. Viele Ängste der Geburt hat man einfach übernommen. Beim HypnoBirthing spürt man diese Ängste und Glaubenssätze auf und hinterfragt und transformiert sie in etwas Positives.
- Positive Anker setzen: Im Rahmen der Selbsthypnose gibt es die Möglichkeit positive Erfahrungen und Gefühle wie Freude zu ankern. So kannst du durch eine bestimmte Körperhaltung oder eine Fingergeste (Mudra) dieses Gefühl während der Geburt wieder hervorrufen und dich stärken.
- Drehbuch für deine Geburt: Entwickle keine starre Wunschvorstellung, wie deine Geburt aussehen sollte. Sie verläuft dann ideal, wenn du frei bist. Du kannst dich vorab aber positiv einstimmen und dir vor deinem inneren Auge eine schöne Geburt ausmalen.
- Lachen: Wenn alles nicht mehr hilft? Lache! Lachen ist eine wahre Geheimwaffe für die Geburt. Sobald sich dein Kiefer löst und dein Gesicht entspannt, kann sich auch dein Muttermund leichter öffnen.
Die Hypnobirthing Atemtechniken: Ruheatmung, Wellenatmung, Geburtsatmung
Kern von Hypnobirthing sind sicherlich auch die Atemübungen, die vorab etwas Übung erfordern.
1. Die Ruheatmung zum Kraft tanken
Die Ruheatmung wird zwischen den Wellen durchgeführt und ist ideal zum Kraft tanken. Finde dabei deinen Zähl-Rhythmus und versuche doppelt so lange aus- wie einzuatmen. Das aktiviert dein parasympathisches Nervensystem und entspannt.
Vorgeschlagen wird, einatmend bis 4 zu zählen, ausatmend bis 8. Der Atem soll sich nie eng anfühlen, beginne daher eventuell mit einem kürzerem Intervall z.B. einatmend bis 3 zählen, ausatmend bis 6.
2. Die Wellenatmung – Surfe die Welle
Wenn schließlich die Wellen kommen, hilft dir die Wellenatmung. Ziel dabei ist über ein besonders langes, gleichmäßiges Ein- und Ausatmen über den Höhepunkt der Welle zu atmen.
Zähle dabei einatmend bis 21 und ausatmend bis 21 (oder kürzer, je nachdem wie weit du kommst ohne dass du den Atem anhältst oder gefühlt eng wirst).
Du kannst dabei versuchen, „durch den Bauchnabel zu atmen“. Eventuell hilft es dir, die Hände dabei auf den Bauch zu legen und zu spüren, wie sich einatmend die obere Bauchdecke anhebt und du so auch die imaginäre Welle vor deinem inneren Auge mit anhebst. Ausatmend lass alles los und die Welle kann in das weite Meer fließen. Entspanne dein Kiefer.
3. Die Geburtsatmung für die letzte Geburtsphase
Schließlich folgt die Geburstatmung – du wirst spüren, wenn diese zum Einsatz kommt da hier ein deutlicher Geburtsreflex im Körper spürbar ist. Die Message vom Körper ist nach unten zu schieben, wobei kein Pressen oder drücken nötig ist.
Atme dabei schnell und voll durch die Nase ein, nimm die Kraft der Welle mit. Atme dann durch den Mund tief und lange mit entspanntem Kiefer aus. Du kannst auch mit einem leichten Seufzen durch den Mund ausatmen oder dabei schnauben wie ein Pferd. Wer die Ujjayi Atmung aus dem Yoga kennt, kann auch diese ausatmend anwenden oder tönen.
Hypnobirthing Bücher und Linktipps
- Buchtipp, FlowBirthing: Geboren aus einer Welle der Freude, Kristina Marita Rumpel
- Buchtipp, Mama werden mit Hypnobirthing: So bringst du dein Baby vertrauensvoll und entspannt zur Welt, Bianca Maria Heinkel, Jhari Gerlind Kornetzky
- Online-Kurse und Podcast, Geburt mit Flow, Jennifer Wolf
- Podcast, Laura Malina Seiler: Wie ich die Schwangerschaft erlebe und mich auf die Geburt vorbereite
Geburt im Flow: Vertrauen und weibliche Intuition sind der Schlüssel
Vergiss nicht: Dein Körper und du seid während der Schwangerschaft und während der Geburt ein Team. Dein Körper ist dein Freund, wertschätze ihn. Im Grunde brauchst du gar kein Wissen, um zu gebären. Dein Körper kennt bereits alle Abläufe.
Liebe ist das tragende Element der Geburt, vor allem die Liebe dir selbst gegenüber. Die Herausforderung des Gebärens ist, trotz überwältigender Empfindungen, Ruhe zu bewahren und das Wunder der Geburt in Liebe, Dankbarkeit und Wertschätzung anzunehmen.
Daher empfehle ich einen HypnoBirthing-Kurs bzw. einen Flowbirthing Kurs in deiner Nähe zu machen, um dich zu diesem Vertrauen und dieser inneren Kraft hinzuführen.
Für mich machte es einen wesentlichen Unterschied, über HypnoBirthing oder Flowbirthing zu lesen, oder von meiner kompetenten Hebamme angeleitet zu werden. HypnoBirthing braucht sicherlich auch regelmäßiges Üben, aber es lohnt sich für ein ganzes Leben.