In diesem Artikel dreht sich alles um den Drehsitz. Drehungen sind ordnende Haltungen und führen zur Mitte – solange diese auf beiden Seiten geübt werden. Der indischen Mythologie zufolge symbolisiert Ardha Matsyendrasana die beiden polaren Aspekte der Erde. Wenn wir uns in der Übung nach links drehen, spüren wir die passive, kühle Mondenergie. Auf der rechten Seite hingegen wird die aktive, warme Sonnenergie wahrnehmbar. Jeder Mensch ist einem Pol mehr zugeneigt und wird daher eine Seite stärker bevorzugen. Es heißt, dass die beiden Pole durch den Drehsitz ausgeglichen werden. Bevor es aber losgeht, sollte man die Wirbelsäule entsprechend auf die Drehung vorbereiten, z.B. mit einer sanfteren Drehung wie Bharavajasana, die ebenfalls hier beschrieben wird.
Sanskrit Übersetzung
- Ardha: halb
- Matsya: Fisch
- Matsyendra: mythischer Begründer des Hatha-Yoga und Herr der Fische
- Asana: Yogahaltung
Fokus: Drehung der Wirbelsäule
Unsere Wirbelsäule wird auch als Lebensachse bezeichnet. Denn die Beweglichkeit unserer 24 Wirbelkörper hat nicht nur Einfluss auf unseren physischen Körper, sondern steht auch für mentale Flexibiltät und Beweglichkeit im Geist. Möglich ist die Drehung der Wirbelsäule durch die Facettengelenke, die je nach Wirbelsäulenabschnitt unterschiedlich ausgerichtet sind. Beim Drehsitz geht es darum, die Drehung in der Brustwirbelsäule zu intensivieren (die Lendenwirbelsäule wird nicht belastet, da hier durch die Anordnung der Facettengelenke eine Drehung kaum möglich ist). So wird der Brustkorb beweglicher und die Muskeln des oberen Rückens werden gut gedehnt. Ein Gefühl von Zentriertheit und innerer Aufrichtung entwickelt sich.
Positive Wirkungen im Drehsitz
- Bauchorgane werden intensiv durchblutet
- Fettgewebe wird abgebaut
- Blutzufuhr zur Wirbelsäule wird stimuliert
- Verspannungen in der Brustwirbelsäule werden gelöst
- Verdauung wird angeregt
- Tiefe Gesäßmuskulatur wird gedehnt
- Skoliose (seitliche Abweichung der Wirbelsäule) wird ausgeglichen
- Innere Organe werden von Stauungen befreit
Kontraindikation: Bei akuten Wirbelsäulenproblemen, Entzündungen im Bauchraum und in der Schwangerschaft ist bei diesem Asana Vorsicht geboten. Es kann aber eine leichtere Variante geübt werden z.B. Bharadvajasana (gesprochen: Bharawadschasana).
Einfache Variante: Gedrehte Sitzhaltung (Bharavajasana)
Während beim Drehsitz durch das gebeugte, herangezogene Bein der Bauchraum stark komprimiert wird, bleibt bei Bharavadjasana die Vorderseite geöffnet. Diese Variante kann selbst während der Schwangerschaft geübt werden und ist besonders wohltuend für die Wirbelsäule.
Ausgangsposition ist der Fersensitz (wer möchte kann auch auf einem Stuhl sitzen – beide Füße fest am Boden)
- Stütze dich zunächst mit den Händen seitlich am Boden ab und richte dein Becken auf. Deine Wirbelsäule strebt vertikal nach oben.
- Drehe dich ausatmend sanft nach links, dabei den linken Handrücken sanft am unteren Rücken ablegen.
- Den Kopf sanft mit in die Drehung nehmen.
- In der Drehung die Aufmerksamkeit auf den Atem richten.
- Nach einigen bewussten Atemzügen einatmend zur Mitte kommen.
- Die andere Seite üben.
Schritt für Schritt in den Drehsitz
Bei Ardha Matsyendrasana ist es wichtig, zunächst einen guten Sitz am Boden zu finden. Zuerst wird die linke, dann die rechte Seite geübt. Wer möchte, kann etwas erhöht sitzen (z.B. mit Hilfe einer gefalteten Decke) und so die Aufrichtung des unteren Rückens zu optimieren.
- Setze dich mit ausgestreckten Beinen auf den Boden – erde dich über deine Sitzbeinknochen indem du die Gesäßhälften zur Seite schiebst.
- Stelle das rechten Bein über das linke. Der rechte Knöchel berührt so gerade noch den Oberschenkel.
- Das ausgestreckte Bein ist in Verlängerung des Schambeins. Die Zehen dabei gut heranziehen.
- Lege nun den linken Ellbogen über das rechte Bein. Richte dich noch mal gut auf, strecke einatmend den rechten Arm nach oben und drehe dich ausatmend von unten aufsteigend zur rechten Seite. Den rechten Arm kannst du dabei hinter deinem Körper – nah an der Wirbelsäule – platzieren.
- Entspanne hier deine Schultern und spüre die Weite im Herzraum.
- Verweile so einige Atemzüge. Richte dich dabei einatmend immer wieder auf und schaffe Länge in der Wirbelsäule – der Herzraum strebt nach vorne oben. Ausatmend verwurzle dich im Boden und intensivere gegebenenfalls die Drehung in der Brustwirbelsäule noch etwas.
- Einatmend kommst du wieder zur Mitte. Spüre kurz nach und übe die andere Seite.
https://www.youtube.com/watch?v=WRDYQSKuMuU
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Eine der wichtigsten Übungen im Zeitalter der Unbeweglichkeit. Sehr gut beschrieben.