Zuckerkrank! Als Kind dachte ich, das sind nur alte Menschen. Heute weiß ich, dass Diabetes-Betroffene immer jünger werden. Tatsächlich handelt es sich bei Diabetes mellitus (lateinisch für honigsüßer Durchfluss) um eine Zivilisationskrankheit, die in Österreich 600.000 Menschen betrifft. 85-90 Prozent der Erkrankten leiden dabei an Diabetes Typ 2. Die Hauptursache hierfür sind vor allem schlechte Essgewohnheiten, Stress und Bewegungsmangel. Die traditionelle chinesischen Medizin (TCM) hat für Diabetes Typ-2 ausgereifte Behandlungsmöglichkeiten, um das diabetische Syndrom (Xiao ke) in den Griff zu bekommen.
Diabetes mellitus – eine moderne Volksrankheit mit langer Geschichte
Die „Zuckerkrankheit“ wurde zum ersten mal 1550 vor Christus durch einen ägyptischen Arzt dokumentiert. Er schlug auf dem sogenannten „Ebers Papyrus“ ein Dekokt mit verschiedenen tierischen und mineralischen Bestandteilen vor. Auch der Vates des Ayurveda Sushruta beschrieb exakt die Symptome von Diabetes Mellitus und diagnostizierte, dass Ameisen und Fliegen vom süßen Geschmack des Urins angelockt werden.
Über die Jahrhunderte haben viele medizinische Systeme sich der Diabetes gewidmet. Darunter auch die TCM. Sie sprach schon ca. 200 vor Christus von xiao ke, der Krankheit von Verlust und Dürsten. Als Ursache wurde schon damals das Überessen mit Süßem und Fetten, emotionaler Stress, Fettleibigkeit und eine Schwäche der fünf Zang-Organe beschrieben. Heute spricht man in der TCM nicht mehr von xiao ke, sondern ebenso von Diabetes mellitus Typ 1 und 2. Auch die Diagnostik ist die gleiche wie bei uns im Westen. Nur die Behandlungsansätze sind differenzierter.
Was ist Diabetes mellitus und was ist die Ursache?
Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der ein Mangel an Insulin zu erhöhten Blutzuckerwerten führt. Dadurch werden langfristig Organe und wichtige Gefäße geschädigt, weshalb man sich bei vermehrten Durstgefühl und häufigem Wasserlassen besser von einem Arzt untersuchen lassen sollte.
- Wichtige Formen: Diabetes Typ 1 (angeborene bzw. vererbte Autoimmunerkrankung), Diabetes Typ 2, Schwangerschaftsdiabetes
- Häufige Symptome: starker Durst, häufiges Wasserlassen, Juckreiz, trockene Haut, Müdigkeit
- Untersuchungen: Messung von Blutzucker und HbA1c (= Unterform des Hämoglobins von Erwachsenen), oraler Glukosetoleranztest, Test auf Autoantikörper bei Diabetes Typ 1
- Ziel jeder Therapie: Normalisierung des Blutzuckerspiegels – nur so können Folgeschäden vermieden werden!
Beim Typ 1-Diabetes mellitus kommt es zu einer Zerstörung der Betazellen der Langerhans-Inseln des Pankreas. Diese Zellen produzieren das Insulin. Somit ist der Typ 1-Diabetiker also ein Insulin-Mangel Patient. Hauptursache ist eine Autoimmunerkrankung. wo Autoantikörper gegen die Pankreaszellen gebildet werden.
Beim Typ 2-Diabetes mellitus liegt eine Insulinresistenz vor. Im Gegensatz zum Typ 1 liegt ein meist erhöhter Insulinspiegel vor, weil der Blutzuckerspiegel durch die Resistenz nicht fällt und die Bauchspeicheldrüse somit weiter Insulin produziert.
Wie lässt sich der Blutzuckerspiegel bestimmen?
1960 kam der erste Blutzuckertest für zu Hause. Mit einem kleinen Stich in den Finger und einem Tröpfchen Blut auf einem Teststreifen wird so die Glukosekonzentration im Blut gemessen. Innerhalb von wenigen Sekunden hat man so seinen aktuellen Blutzuckerwert. Heute werden diese Daten bereits digital erfasst und man muss den Blutzuckerverlauf nicht mehr händisch dokumentieren. Die Testgeräte sind mittlerweile sehr klein, lassen sich teilweise mit dem Smartphone koppeln und dauerhaft am Körper tragen. Bei Fachhändlern wie Mediq Direkt wird das breite Spektrum an Blutzuckermessgeräten deutlich.
Ursachen für Diabetes aus Sicht der TCM
Die Krankheitsdefinition von Diabetes mellitus wurde von den Chinesen im 20. Jahrhundert aus der westlichen Welt übernommen. Man sprach von tang niao bing = Zucker-Urin-Krankheit. Die Symptome der Diabetes waren aber schon länger bekannt unter den Namen xiao ke = Verlust und Dürsten. In der TCM geht es immer um die Symptome, die bei einer Krankheit vorherrschen.
Typ 2-Diabetes bildet sich schleichend durch die Lebensweise. Nimmt man mehr Energie zu sich als man verbraucht, nimmt man an Fettgeweben zu. Das Immunsystem und die „Mitte“ wird geschwächt. In der TCM spricht man bei Diabetes Typ-2 von einer fundamentalen „Störung der Mitte“, wo die Funktionskreise Milz und Magen nicht mehr richtig arbeiten. Durch falsche Ernährungsgewohnheiten werden Milz und Magen belastet und die Nahrung kann nicht mehr in Energie umgewandelt werden. Im Gegenteil, es bildet sich pathogene Feuchtigkeit (Nässe) im Körper, welche als Hauptgrund für Übergewicht und als Verursacher Nummer 1 gesehen wird. Bei Diabetes Typ-2 sollte mann daher Lebensmitteln wie Zucker, Milch- & Weißmehlprodukten sowie viel Fleisch und scharfe Lebensmittel unbedingt meiden. Ebenso bildet sich durch Stress, Zeitdruck und Schlafmangel Nässe-Hitze im Körper. Auch bei Diabetes Typ-1 ist Diabetes nicht gleich Diabetes.
In der TCM gibt es in der Behandlung von Diabetes drei große Disharmonie-Muster, die jeweils unterschiedliche Behandlungsansätze bedingen.
Unterteilung nach den drei Erwärmern | Symptome und Therapieziele | |
Unteres Diabetes: Nierenfeuer | vermehrter und trüber Urin, fortschreitender Gewichtsverlust, empfindlicher Rücken, machmal Hautjucken, vaginaler Juckreis Therapieziel: Nähren von Nieren Yin und Nieren Yang | |
Mittlerer Diabetes: Magenfeuer | nicht zu stillender Appetit, magerer Körper, Verstopfung Therapieziel: Nähren von Yin, Ableiten von Magen-Hitze und Fördern der Körpersäfte | |
Oberer Diabetes: Lungenfeuer | viel Durst, trockener Mund, häufiges Wasserlassen mit viel Harn Therapieziel: Befeuchten der Lunge, Klären von Hitze und Durst |
Behandlungsmöglichkeiten
Die westliche Medizin konzentriert sich auf die medikamentöse Therapie, die in der Normalisierung des Blutzuckers besteht. Im Fokus der TCM-Behandlung steht die Selbstregulation des Körpers, um die Medikamenteneinnahme zu verringern bzw. zu beenden. Methoden sind dabei Akupunktur, Tuina, Diätik und Qigong.
7 Empfehlungen aus Sicht der TCM
- Den Bauchnabel und den Nierenbereich stets warmhalten. Massiere den Bauch abends sanft im Uhrzeigersinn bis Wärme empfunden wird um deine Mitte zu stärken.
- Stärke deine Mitte und deinen Verdauungsapparat durch regelmäßige, warme und gekochte Mahlzeiten.
- Nahrungsmittel sollten stets gut gekauft werden, um sie leichter verdaulich zu machen.
- Allgemeine Ernährungsempfehlungen: Bevorzuge Getreide und Pseudogetreide wie Dinkel, Roggen, Quinoa, Hirse und Reis. Verzichte besonders am Abend auf Kohlehydrate und reduziere Fleisch sowie Süßigkeiten und Softdrinks. Heißes, Scharfes und Gebratenes machen Hitze in deinem Körper und die Nässe wird zu Schleim. Daher sind auch Lauch, Zwiebel, Knoblauch und Ingwer zu meiden. Ebenso Kaffee und Yogi-Tee.
- Ein Tee aus Heidelbeerblättern unterstützt bei Nässe und weichem Stuhl bis Durchfall und ist besonders geeignet bei Diabetes Typ 2
- Zimt und Ginseng sind zwei gängige Naturheilmittel, die bei Diabetes empfohlen werden. Ginseng reguliert den Blutzuckerspiegel und die Insulinempfindlichkeit der Zellen. Weiters verbessert Ginseng die Glukosetoleranz. Zimt kann ebenso helfen, den Insulinstoffwechsel zu regulieren und dadurch den Organismus zu unterstützen. Da Zimt aber stark erwärmend ist, sollte es nur in Absprache mit einem TCM-Therapeuten eingesetzt werden.
- Qi-Gong und Entspannungsübungen fördern den freien Fluss des Qi und haben eine nachweislich regulierende Wirkung auf den Blutzucker. So führte eine 12-wöchige Qi-Gong-Therapie bei einer Patientengruppe mit Typ-2-Diabetes zu einer signifikanten Senkung des Nüchternglukosespiegels und zeigt Trends zur Verbesserung der Insulinresistenz.
Wenn du an Diabetes leidest, kann ich dir nur ans Herz legen mit einem TCM-Arzt Kontakt aufzunehmen, damit dir dieser eine individuelle Therapie verschreibt. Gerade bei Diabetes Typ-2 spielt die Lebensgestaltung eine zentrale Rolle – und da kann die TCM gut helfen. „Asiatisch“ mit Konsequenz aber auch viel Freude.