„Qi ist der Chef“, pflegte mein TCM Lehrer stets zu sagen. Immer wieder betonte er, dass Krankheit nur dort entstehen kann, wo ein Mangel an Lebensenergie herrscht. Fließt das Qi frei und harmonisch, wohnen wir in einem gesunden Körper und erfreuen uns über einen klaren Geist. Unsere Lebensführung macht dabei 80 Prozent unseres gesundheitlichen Erfolgs aus. Gesunde Ernährung, Atmung und Yoga spielen dabei eine große Rolle. In diesem Artikel zeige ich dir meine Methode, wie du in 7 Schritten deine Lebensenergie ins Fließen bringst.
In der TCM finden wir 3 Säulen, um die Energie ins Fließen zu bringen:
- Energetik z.B. Akupunktur, schröpfen, schaben, Moxa
- Ernährung nach den 5 Elementen
- Atmung & Bewegung z.B. Yoga, Qi Gong oder Tai Chi
Während du dir für die chinesische Energetik einen erfahrenen TCM Therapeuten zulegen solltest – oder dir regelmäßig einen Besuch bei einem Osteopathen etc. gönnen solltest – hast du in punkto Ernährung und Bewegung selbst die Zügel in der Hand. Denn wir sind, was wir täglich tun! Eine harmonische Abstimmung des Lebensrhythmus mit der eigenen Konstitution ist entsprechend der chinesischen Heilkunst der Schlüssel für ein langes Leben. Neben gutem und hochwertigem Essen sind Atmung und Bewegungsformen wie Yoga wahre Energiespender.
1. Nutze Yoga als Chance, dich neu auszurichten
Jede Yoga-Praxis ist eine Chance, in sich hinein zu spüren und sich von innen heraus neu auszurichten. Die Yogis sagen, dass jeder Körper eine individuelle Konstitution und somit eine einzigartige, energetische Blaupause hat. Befinden wir uns in dieser energetischen Struktur, erleben wir enorme Freiheit und Glückseligkeit.
So seltsam die Yoga-Positionen aussehen mögen – Sie arbeiten daran, den Fluss von Energien und physischen Prozessen wieder in Ausgewogenheit zu bringen. Wenn wir unseren Körper gemäß unserer Blaupause ausrichten, kann Qi frei zirkulieren.
2. Maha Guru: Finde Zugang zu deinem inneren Lehrer
Yoga ist ein Weg in die eigene Erfahrung hinein. Niemand kann dir sagen, welche Praxis für dich richtig ist – nur du. Denn du bist dein bester Lehrer. Yoga fordert uns auf, kein Wissen zu konsumieren sondern es zu erfahren und in allen Ebenen des Seins zu manifestieren. Nur durch das Tun entwickeln sich Synapsen in unserem Körper. Dein Körper, dein Yoga.
Wie findest du nun Zugang zu deinem inneren Lehrer?
Die Stimme deines inneren Lehrers ist die Stimme deines Herzens. Leider ist der Kopf oft lauter und so wählt dein innerer Lehrer andere Wege um sich auszudrücken. Ein verspannter Nacken, Enge im Brustkorb, ein flacher Atem. Dein innerer Lehrer sagt dir durch deinen Körper wie es dir geht und was ansteht. Er kommuniziert aber auch mit Bildern und Gefühlen. Indem du beispielsweise in einer Anfangsmeditation vor der bewegten Yogapraxis nach innen hörst, beginnt er sofort mit dir zu reden. Stelle ihm folgende zwei Fragen.
2 Fragen, die du in der Anfangsmeditation an deinen inneren Lehrer stellst:
- Wie geht es mir heute? Beschreibe deine Gefühle die du hast, beobachte sie ohne zu bewerten.
- Was brauche ich, um mich auszugleichen? Schau ob du mehr Yin- oder Yangaspekte in deiner heutigen Praxis benötigst. Brauchst du mehr Ruhe und Langsamkeit in der Bewegung, oder ist heute eine schweißtreibende Praxis das richtige? Vielleicht ist heute auch gleich Savasana, die Endentspannung angesagt, alles darf und kann sein.
Aus den oben stehenden Antworten auf die Fragen bildet sich dein „Wie“, d.h. wie übe ich heute die Asanas auf der Matte. Ein herabschauender Hund ist nicht ein herabschauender Hund – ich kann ihn mit 100en verschiedenen Schwerpunkten und Intentionen üben.

Ein Beispiel: In meiner Anfangsmeditation stelle ich fest, dass ich mich heute den ganzen Tag nicht wohl fühlte in meiner Haut. Während ich den Tag vor meinem inneren Auge Revuè passieren ließ, fiel mir auf, dass ich innerlich unruhig und voller negativer Gedanken in punkto meines Projektes in der Arbeit war. Selbst jetzt auf der Matte kann ich nicht abschalten. Auf die zweite Frage hin, was ich heute brauche, wähle ich daher das Thema „Abgrenzung zu meinem Job“. Ich brauche eine Auszeit von meinem Gedankenkino und will wieder mehr in meinem Körper ankommen, mich spüren. Während ich die Yogastellungen übe, gehe ich daher bewusst in die Kraft und nehme meine Haut als physische Grenze zwischen innen und außen wahr. Auch während der Atemübungen kann ich dies tun, indem ich bei jedem Einatmen und Ausatmen versuche die Innenseite meiner Haut zu berühren.
Indem du auf diese Art und Weise übst, lernst du, deinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, sie zu hören und anzuerkennen was ist. Das ist der Schlüssel für Heilung. Das ist wahre Körperintelligenz.
3. Verkörpere deine Intention in freier Bewegung
Bewege dich frei und drücke deine Intention durch deinen Körper aus. Deiner Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Geh weg vom Kopf, bewege dich frei und versuche die Intention von innen heraus auszudrücken.
- Wo fühlt sich dein Körper eng an? Dehne dich hier!
- Wo fühlst du weiße Flecken, also Stellen, die du nicht so gut spürst? Schenke dir dort muskuläre Kraft mit passenden Übungen.
Die freie Bewegung ist die beste Form, nach innen zu spüren. Wenn du anfangs Zweifel hast, dir der Kopf dazwischen funkt, mach trotzdem weiter. Irgendwann kommt der Moment, wo du dich nur noch bewegst ohne zu denken. Und es fließt. Lege dir gerne dabei eine passende Musik auf. Das wirkt oft Wunder.
4. Dehne deine Meridiane
Nun kannst du beispielsweise die Meridiane passend zu deiner gewählten Intention dehnen. Diese Übersicht zeigt dir, welche Themen und Emotionen mit den jeweiligen Meridianpaaren verbunden sind.
- Leber & Gallenblase (Holzelement)
… stehen für Kreativität, individuellen Ausdruck, Neuanfang sowie Wachstum. Die Emotionen Wut und Ärger können hierbei bearbeitet werden. Ein harmonisch fließendes Leber Qi sorgt für Ausgeglichenheit, Offenheit und Tatkraft.
- Herz & Dünndarm (Feuerelement)
… stehen für Lebensfreude, Selbstliebe und Offenheit dem Leben gegenüber (Feuerelement). Innere Unruhe und Schlafstörungen folgen u.a. aufgrund eines gestörten Energieflusses im Herzen.
- Magen & Milz (Erdelement)
… stehen für deine Mitte und für innere Ruhe. Wenn du ständig grübelst und sich deine Gedanken im Kreis drehen solltest du das Erdelement in dir stärken und die Meridiane Magen- und Milz stärken sowie dehnen. Ein gesundes Erdelement zeichnet sich dadurch aus, dass wir mit beiden Beinen fest im Leben stehen und uns in unserem Körper zu Hause fühlen.
- Lunge & Dickdarm (Metallelement)
… stehen für eine gute Abgrenzung und für Mut. Solltest du viel Kummer und Zukunftssorgen haben, sind Lunge und Dickdarm nicht im Gleichgewicht.
- Niere & Blase (Wasserelement)
… stehen für Weisheit, Akzeptanz und sich dem Fluss des Lebens hinzugeben. Die Nieren enthalten laut TCM unsere Lebensenergie. Sie sind unser Speicher, den wir wie einen Schatz hüten sollen. Indem du diese beiden Meridiane bearbeitest, stärkt du deine energetische Vorratskammer.
5. Übe bewährte Programme, wenn du keine Inspiration findest
Es gibt zahlreiche, bewährte Übungsreihen, die den gesamten Qi Fluss harmonisieren. Hier vier davon, die ich von Herzen empfehlen kann:
- Makko-Ho Meridiandehnungen: Hier werden alle 6 Meridianpaare nacheinander gedehnt. Dauer: nur ca. 15 Minuten.
- AnMo Selbstmassage: Hier streichst, klopfst und drückst du Energiebahnen und -punkte in deinem ganzen Körper. Eine wahre Wohltat für dein gesamtes System.
- 5 Elemente Schwingübung aus dem Qi Gong: Während du im Stehen um deine Körperachse schwingst, klopfst du verschiedene Akupressurpunkte zu den 5 Elementen.
- Die 5 Tibeter: Diese Abfolge dieser Übungen dauern ebenso nur wenige Minuten und stimulieren den Energiefluss im ganzen Körper.
6. Atme den kleinen Kreislauf
Der Kleine Kreislauf ist eine kleine Wunderwaffe. Denn fließt Qi im kleinen Kreislauf, ist das die halbe Miete. Der Kleine Kreislauf setzt sich aus den beiden Gefäßen Ren Mai (Konzeptionsgefäß, KG) und Du Mai (Gouverneursgefäß, GG) zusammen. Gefäße haben in der chinesischen Medizin gegenüber den Meridianen eine übergeordnete Rolle. Das Konzeptionsgefäß stellt dabei die Mutter des Yin dar, das Gouverneursgefäß den Vater des Yangs.
- Das KG – Ren Mai beginnt auf dem Damm, umrundet die Genitalien, verläuft über die Mitte des Körpers, umrundet den Nabel und endet an der Unterlippe beim Übergang der Haut zum Lippenrot.
- Das GG – Du Mai beginnt an der Oberlippe und zieht in der Mittellinie über den Kopf nach hinten über die Dornfortsätze der Wirbelsäule nach unten bis zur Steißbeinspitze. Der kleine Kreislauf kann täglich als Eigentherapie ins fließen gebracht werden.
Meditation zur zur Stärkung des kleinen Kreislaufs
Komme in eine bequeme aufrechte Sitzhaltung, schließe deine Augen und schau nach innen, wo wir oft mehr sehen als im Außen.
- Atme in der Vorstellung über die Vorderseite der Wirbelsäule ein (von unten nach oben)
- Atme aus und wandere mit deiner Vorstellung die Rückseite deiner Wirbelsäule nach unten (von oben nach unten)
Du atmest tief ein und mindestens so lange wieder aus, ziehe am Ende jeder Ausatmung deinen Bauchnabel sanft nach innen. Dein Atem kommt und geht, es ist ein Kreislauf – so wie jeder Tag, jedes Monat, jedes Jahr einem natürlichen Kreislauf unterliegt. Alles fließt rund.
7. Finde Regelmäßigkeit in deiner Praxis
Wichtig ist, dass du übst! Und dass du dabei deinem Körper zuhörst, was er dir zu sagen hat. Wenn du dies regelmäßig in dein Leben integrierst, wird sich deine Lebensqualität erheblich steigern. Versprochen.
Hier findest du Inspiration, wie du dir einen Ort für Yoga in den eigenen vier Wänden schaffst und Routinen etablierst.
Teile in den Kommentaren gerne deine Erfahrungen mit deiner regelmäßigen Yogapraxis. Was machst du, um deine Lebensenergie in’s fließen zu bringen? Ich freue mich über deine Nachricht.
